Bewährungsstrafe im Prozess um Zornedinger Pfarrer

Urteil nach rassistischer Hetze gegen Pfarrer

Veröffentlicht am 07.11.2016 um 18:45 Uhr – Lesedauer: 
Justiz

Ebersberg ‐ Der Prozess endete nach einem Tag: Ein Amtsgericht hat am Montag einen 74-jährigen Münchner wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung des dunkelhäutigen Ex-Pfarrers von Zorneding verurteilt.

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Das Urteil im Prozess um den ehemaligen katholischen Pfarrer von Zorneding, Olivier Ndjimbi-Tshiende, steht fest. Das Amtsgericht Ebersberg verurteilte am Montagabend einen 74-jährigen Münchner wegen Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung zu zehn Monaten Haft. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass zwei an die Zornedinger Pfarrei gerichtete Schreiben mit Schmähungen und Bedrohungen von dem Angeklagten stammen müssen.

Die Strafe ist auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Außerdem wird der Rentner verpflichtet, 600 Euro in Raten von 20 Euro pro Monat an den Verein "München ist bunt" zu zahlen. Der Staatsanwalt hatte auf eine Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten plädiert, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollte. Zudem sprach er sich für eine Geldstrafe von 600 Euro aus. Die Verteidigerin plädierte unter anderem aufgrund des Gesundheitszustandes ihres Mandanten auf eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 10 Euro.

Wegen Beleidigung und Waffendelikten vorbestraft

Der 74-Jährige war wegen Beleidigung und Waffendelikten bereits vorbestraft. Ursprünglich war die Verhandlung am 18. Oktober angesetzt. Der Rentner fehlte jedoch unentschuldigt. Daraufhin hatte die Richterin Haftbefehl gegen den Mann erlassen. Bereits wenige Tage später fasste ihn die Polizei. Seit zweieinhalb Wochen saß er seither in Untersuchungshaft. Grund für sein Fernbleiben sei ein lang zuvor terminierter Arztbesuch gewesen.

Bild: ©picture alliance/dpa/Stefan Rossmann

Der Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende spricht am 06.03.2016 in der Kirche von Zorneding (Bayern). Der aus dem Kongo stammende Pfarrer der bayerischen Gemeinde hat um Verständnis für seinen Rücktritt nach rassistischen Beschimpfungen und Morddrohungen gebeten.

Vor Gericht erschienen war als Zeuge der ehemalige Pfarrer Ndjimbi-Tshiende. Der Deutsche, der ursprünglich aus dem Kongo stammt, hatte im März nach Drohbriefen und wiederholten Anfeindungen sein Amt niedergelegt. Vorausgegangen war auch eine Kontroverse zwischen dem Seelsorger und der örtlichen CSU wegen der Flüchtlingspolitik. Der Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

Seit Oktober ist der Geistliche Mitglied einer Forschungsgruppe am Zentrum Migration und Flucht der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Außerdem hilft er als Seelsorger im Raum Ingolstadt aus. Auslöser der Bedrohungen waren fremdenfeindliche Äußerungen der Zornedinger Gemeinderätin Sylvia Boher (CSU), die der Pfarrer scharf verurteilt hatte. Daraufhin gingen Drohbriefe im Pfarramt ein.

Über die Briefe des nun verurteilten Rentners sei er natürlich erschrocken gewesen, sagte der Geistliche. Besonders habe ihn bestürzt, dass ihm dieser gewünscht habe, ihn nach Auschwitz zu schicken. Auch wenn es seit seinem Weggang von Zorneding keine weiteren Drohbriefe mehr gegeben habe, gelte: "Die Erinnerung daran geht nicht von heute auf Morgen weg." (luk/KNA/dpa)

Linktipp: Prozess um Morddrohungen gegen Pfarrer beginnt

Der Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt: Im beschaulichen Zorneding erhielt Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende Morddrohungen mit rassistischem Hintergrund. Am Montag begann und endete der Prozess.