Wenn kein Wasser fließt
Die häufigsten Folgen schmutzigen Wassers seien Krankheiten wie Durchfall und Cholera, erklärt die Caritas diese Woche in einer Pressemitteilung. Zudem liege die Kindersterblichkeit in Ländern mit schlechter Trinkwasserversorgung deutlich höher. Laut Caritas international gebe es aber bereits Fortschritte zu vermelden: Mittlerweile hätten 89 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Wasser, 1990 seien es nur 77 Prozent gewesen. Doch davon profitierten nicht alle Kontinente gleichermaßen. Während die Versorgung mit Trinkwasser in Brasilien und China deutlich verbessert werden konnte, gebe es in Afrika noch wenig Fortschritte.
Caritas: Zisternen und Hygiene-Kurse können Probleme verringern
Dabei sei die Lösung des Problems oft einfach, erklärt Oliver Müller, Leiter von Caritas international. Allein durch Händewaschen ließe sich ein Viertel der Durchfallerkrankungen vermeiden. Aus diesem Grund setze die Caritas auch auf Hygienekurse, um die Menschen vor Ort auf Risiken hinzuweisen. Außerdem würden Zisternen gebaut – sie machen Trinkwasser auch in regenarmen Zeiten verfügbar.
Auf die schlechte Wasserversorgung syrischer Flüchtlinge macht das Hilfswerk Misereor anlässlich des Weltwassertages aufmerksam. Den Fokus legt Misereor dabei besonders auf die schlechte Wasserversorgung in der libanesischen Bekaa-Ebene, wo mittlerweile 7.000 syrische Flüchtlinge leben. Im Libanon gebe es keine organisierten Flüchtlingslager für syrische Flüchtlinge, erläutert Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Die Versorgung mit sauberem Wasser sowie die allgemeine sanitäre Situation für Flüchtlinge und Einheimische sei daher katastrophal. Misereor unterstützt die Menschen in der Region seit einigen Jahren beim Bau und der Instandsetzung von Wasserkanälen. Die Situation habe sich aber durch die dauerhaft unsichere Lage in Syrien und dem daraus resultierenden Flüchtlingsstrom verschärft, so Bröckelmann-Simon.
Wasser nicht zum Handelsgut werden lassen
Der Bamberger Erzbischof und Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Ludwig Schick, ruft anlässlich des Weltwassertages zu mehr Sorgfalt im Umgang mit Wasser auf. Großen Teilen Asiens und Afrikas drohe eine ernsthafte Wasserknappheit, warnte Schick. Auch für Israel und Palästina müsse ein gerechter Zugang zum Wasser des Jordan ermöglicht werden.
Schick verweist außerdem auf den erhöhten Wasserbrauch aufgrund der veränderten Nahrungsgewohnheiten. Für die Erzeugung von Fleisch- und Milch wird mehr Wasser benötigt als für die Gewinnung von Getreide oder Gemüse. "Die Fastenzeit kann uns auch anregen, dass wir uns öfter unter der Woche fleischlos ernähren, das hilft auch Wasser sparen", sagt Schick. Zudem dürfe Wasser nicht zum Handelsgut werden. "Auch für das Wasser muss es Gerechtigkeitsstandards geben, die international überwacht werden."
Schwerpunkt liegt auf Wasser und Energie
Der Weltwassertag steht dieses Jahr offiziell unter dem Motto "Wasser und Energie". Wie das Bundesumweltministerium auf seiner Homepage erklärt, soll damit auf den Zusammenhang der beiden Ressourcen aufmerksam gemacht werden. 1,5 Milliarden Menschen hätten keine Elektrizitätsversorgung. Dabei seien sowohl Wasser als auch Energie wichtige Faktoren für die Nahrungsmittelproduktion und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Bisherige Prognosen wiesen auf einen steigenden globalen Bedarf nach beiden Ressourcen hin. Die möglichen Auswirkungen des steigenden Bedarfs auf die Umwelt seien dabei aber alarmierend.
Diese Erfahrung hat das Hilfswerk Misereor bereits häufiger gemacht. Prominentestes Beispiel ist wohl der Bau des Wasserkraftwerks Belo Monte in Brasilien am Rio Xingu, einem Seitenfluss des Amazonas. Über drei Talsperren soll der Fluss zu zwei Stauseen aufgestaut werden, die in etwa die Größe des Bodensees haben werden. Für den Brasilienreferenten von Misereor, Alexander Riesen, zeichneten sich schon jetzt erste Folgen ab; so habe der Fischreichtum in den Gewässern bereits abgenommen – eine fatale Entwicklung für die Bewohner der Region.
Grundsätzlich sei das Projekt ein gutes Beispiel für das Spannungsfeld von Energie und Fortschritt, erläutert Riesen. Sicherlich werde Energie benötigt, aber es stelle sich auch die Frage nach dem Umgang mit der Umwelt. Das Projekt Belo Monte ist umstritten: So werden zum Beispiel große Teile des Regenwaldes geflutet. Hier leben wiederum indigene Völker, die nun umgesiedelt werden müssen. Das betrifft nach Angaben der Projektgegner bis zu 40.000 Menschen. „Aufhalten lässt sich das Projekt aber wohl nicht mehr“, meint Riesen. „Es handelt sich eben um ein Prestigeprojekt.“
Von Sophia Michalzik