Wie Bistümer in Deutschland mit kleinen und großen Maßnahmen CO2 einsparen

Die Energiesparer

Veröffentlicht am 11.04.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Umwelt

Bonn ‐ Immer wieder geistert die Energiewende als großes Projekt durch die Medien, vielerorts streiten sich Befürworter und Gegner über das Aufstellen von Windrädern und auch Hausbesitzer machen sich Gedanken, wie sie den Energieverbrauch ihres Gebäudes möglichst drosseln können: Energiesparen ist in Deutschland ein großes Thema. Doch wie gehen eigentlich die deutschen Bistümer damit um? Katholisch.de hat sich exemplarisch in einigen Diözesen und Klöstern umgehört und festgestellt: Da tut sich einiges. Schließlich hat die Kirche für den Umweltschutz eine besondere Verantwortung.

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Erzbistum Berlin

"Erst im vergangenen Herbst haben wir eine Informationstagung, bei der es um das Energiesparen in den einzelnen Kirchengemeinden ging", sagt Frank-Thomas Nitz, Referent im Sachausschuss "Schöpfung" des Diözesanratsim Erzbistum Berlin. Dabei sei es vor allem um den alltäglichen Umgang mit Kirchengebäuden gegangen: "Wie stelle ich die Kirchenheizung ein? Wie dämme ich die Räumlichkeiten? Und was muss ich beim Einbau neuer Fenster und Türen beachten?" Aktuell werde in vielen Gemeinden aber auch die Beschaffung ökologischer und fair gehandelter Produkte diskutiert, so Nitz. "Denn nicht alles, was ökologisch ist, ist auch fair gehandelt und umgekehrt." Dazu gehöre zum Beispiel der Kaffee.

Seit 2010 existiert im Erzbistum ein Klimaschutzplan, den das Erzbischöfliche Ordinariat gemeinsam mit dem Diözesanrat erarbeitet hat. Darüber hinaus haben dessen Mitglieder zur selben Zeit den Beschluss gefasst, sich auch als Einzelpersonen für die Umwelt einzusetzen. "Es ist eine Selbstverpflichtung zur Bewahrung der Schöpfung", sagt Nitz. Konkret gehe es um Dinge wie klimabewusste Einkäufe, um die Reduzierung des Fleischkonsums, Flugreisen zu vermeiden oder das Überprüfen des eigenen Stromanbieters. "Natürlich versuchen wir auch jeden Einzelnen in den Gemeinden dazu zu motivieren", so der Referent. In St. Dominicus in Berlin-Gropiusstadt hat das zu einer sehr konkreten Umsetzung geführt. "Dort gibt es schon seit langem einen Photovoltaikanlage." Mit der erzeugt die Gemeinde seit 2002 durch Solarenergie ihren eigenen Strom.

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Video: © Janina Mogendorf und Gregory McKenzie Elson

Die Energieoffensive der Abtei Münsterschwarzach.

Kloster Münsterschwarzach

Für das Energieprojekt der Benediktinerabtei Münsterschwarzach in der Nähe von Würzburg ist Pater Christoph Gerhard zuständig. "Schon in der Bibel wird uns die Schöpfung anvertraut. Sie gehört uns aber nicht", sagt er. Ende des Jahres 2000 hatten sich die Mönche zum Ziel gesetzt, binnen zehn Jahren ein ökologisches Zeichen zu setzen. "Seitdem setzen wir auf regenerative Energien aus der Region", erklärt Gerhard. Die Abtei setzt auf eine Mischform aus Photovoltaik, Wind, Wasser und Biomasse wie Holz oder Rindergülle, um Energie zu erzeugen. "Wir produzieren einerseits 1,9 Mal so viel regenerativen Strom, wie wir verbrauchen", sagt der Benediktiner. Andererseits machten die nicht-regenerativen Ressourcen – zum Beispiel beim Kochen oder Autofahren - nur noch rund fünf Prozent des Gesamtverbrauchs aus.

"Dadurch haben wird den CO2-Ausstoß der Abtei auf unter Null reduziert", so der Pater. "Über eine neue Dämmung, die bei einem so alten Gebäude wie unserem natürlich nicht einfach war, konnten wir zudem unseren Energieverbrauch um 20 Prozent reduzieren." Doch auch in anderen Bereichen wird auf die Umwelt geachtet: Das Fleisch komme von Bullen aus dem eigenen Stall und man arbeite mit den Biobauern aus der Gegend zusammen. "Doch auch jeder einzelne ist dazu angehalten, seinen Beitrag zu leisten", sagt der Ordensmann. Das bedeutet: Licht ausschalten, wenn man es nicht braucht und richtig heizen und lüften. "Das macht bei uns viel aus. Mit Gästen, Schule und Mitarbeitern leben hier knapp 1.200 Leute, wie in einem kleinen Dorf."

Bistum Trier

Auch im Bistum Trier gibt es vielfältige Aktivitäten zu Klimaschutz und Energiebewusstsein. Das zeigt bereits die Ausführlichkeit, mit der das Thema "Umwelt" auf dem Internetauftritt des Bistums bedacht wird. Dort finden sich beispielsweise Informationen zur Klimainitiative "Energiebewusst". Diese läuft seit dreieinhalb Jahren und soll in diesen Sommer abgeschlossen werden, berichtet Gundo Lames, im Bistum zuständig für Umweltfragen. Die Initiative richtet sich vor allem an die Gemeinden des Bistums, die zusammen mit einem externen Dienstleister einen Energiecheck durchführen können: "Wie hoch ist eigentlich der Wasserverbrauch in der Kirche oder einem Gemeindezentrum - und werden schon Energiesparlampen benutzt?", zählt Lames sehr einfache Sparmöglichkeiten auf. Ehrenamtliche Energiebeauftragte fühlen sich in den Gemeinden für das Thema verantwortlich, arbeiten etwa mit dem Pfarrgemeinderat zusammen. In der "Umwelt-Kommission", die auf diözesaner Ebene aktiv ist, sind auch externe Partnern wie der Umweltbeauftragten der Stadt Trier mit eingebunden. Gerade arbeitet sie daran, die ökologischen Leitlinien des Bistums weiterzuentwickeln. Einen praktischen Ansatz verfolgt auch eine traditionsreiche überdiözesane und ökumenische Aktion: Das Autofasten. Die Teilnehmer sind eingeladen, insgesamt vier Wochen während der Fastenzeit ihr Auto stehen zu lassen - und möglichst oft durch andere Verkehrsmittel zu ersetzen. Einen Anreiz dazu geben günstigere Preise in öffentlichen Verkehrsmitteln. Durchhalten lohnt sich: Am Ende werden Sachpreise verlost.

Erzbistum Freiburg

Unter den deutschen Bistümern ist Freiburg ein Vorreiter in Sachen Energiebewusstsein. Bereits dieses Jahr ist die Erzdiözese auf der Zielgeraden. Denn Ende 2014 läuft eine Frist ab, die sich das Erzbistum selbst gestellt hat: Um 38 Prozent will es im Vergleich zu 2009 seinen CO2-Ausstoß senken. Der müsste dann unter 51.680 Tonnen fallen. Jürgen Bahr von der Fachstelle Energie__amp__Umwelt der Erzdiözese ist optimistisch: "Das Ziel werden wir erreichen". Er kennt die Zahlen und weiß, dass das badische Bistum schon jetzt sehr nah dran ist an dem entscheidenden Wert. Um ihren Teil im Kampf gegen den Klimawandel beizutragen, hat die Erzdiözese 2007 Leitlinien zum Klima- und Umweltschutz festgelegt und seitdem zwei Energieoffensiven gestartet.

Das Erzbistum berät die Gemeinden, wie sie Energie sparen können und fördert es beispielweise auch finanziell, wenn alte Heizungen gegen ein neues, energiesparendes Modell ausgetauscht werden. "Über 100 Heizungsanlagen sind so schon erneuert worden", erklärt Bahr. Allein damit sparen die Pfarreien 5.000 Tonnen CO2 pro Jahr – und das ist schon eine Größe. Denn eine durchschnittliche Kirchengemeinde verbraucht in diesem Zeitraum lediglich 50 Tonnen CO2. Außerdem haben sich rund 500 Ehrenamtliche zu Energiebeauftragten ausbilden lassen, die vor Ort in ihren Kirchengemeinden nach Einsparmöglichkeiten suchen. "Schon die Heizungen in den Gemeindezentren über Nacht abzudrehen oder nur dann zu benutzen, wenn das Zentrum auch wirklich in Betrieb ist, kann viel bringen", sagt Jürgen Bahr. Das Erzbistum vergibt außerdem alle zwei Jahre einen Umweltpreis. Und jeden Monat bringt "Mesner Hummel", das Maskottchen der Energieoffensive, den "Schöpfungstipp" heraus. Aktuell erklärt er, was torffreie Blumenerde mit dem Verbrauch von Kohlendioxid zu tun hat.

All die Maßnahmen erledigen sich nicht von selbst: Seit 2008 gibt es im Erzbistum eine "Fachstelle Energie__amp__Umwelt" mit vier Mitarbeitern.

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Video: © Bernward Medien GmbH

Wie können die Pfarrgemeinden sparsam mit den Energieressourcen umgehen? Was gilt es zu beachten? Der Film gibt Auskunft.

Erzbistum München

Im Erzbistum München-Freising beruhen die Anstrengungen, den Energieverbrauch zu senken, im Wesentlichen auf den drei Säulen des sogenannten "Energiedreisprungs" wie Mattias Kiefer, der Umweltbeauftragte des Bistums, erklärt. Die erste Komponente ist die Suffizienz. Übersetzt bedeutet der Fachbegriff, auf das rechte Maß zu achten. "Wenn die Temperatur in einem Raum beispielsweise um ein Grad gesenkt wird, dann bedeutet das etwa eine Energieersparnis von sechs Prozent", rechnet Kiefer vor. Der zweite Punkt, die Effizienzsteigerung, hat eine technische Komponente: So kann schon durch einfache Maßnahmen wie gut abgedichtete Fenster oder Glaskästen vor den Kirchentüren jede Menge Energie eingespart werden. Dennoch wird das Bistum immer einen großen Energiebedarf haben, der möglichst aus erneuerbaren Energien gestillt werden soll. "So gibt es in unseren Einrichtungen zunehmend Hackschnitzelheizungen. Um die zu bestücken, arbeiten wir mit Waldbauern aus der Region zusammen", erklärt Kiefer.

Der Umweltbeauftragte Kiefer ist jedenfalls doppelt überzeugt, dass es sinnvoll ist, Energie zu sparen: "Die Energiepreise steigen und steigen. Schon rein betriebswirtschaftlich rechnet es sich also, CO2 einzusparen. Außerdem hat die Kirche im Vergleich zu anderen Akteuren eine ganz besondere Motivation: Und das ist unsere Verantwortung für Gottes Schöpfung", sagt er, und zitiert dazu die passende Bibelstelle. Sie stammt aus dem ersten Buch Mose. "Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte" (Gen 2,15).

Von Björn Odendahl und Gabriele Höfling