Uwe Bork über den Terror in Schweden und Ägypten

Auf das Leben!

Veröffentlicht am 10.04.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Uwe Bork über den Terror in Schweden und Ägypten

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Nun hat der Terror also wieder zugeschlagen, am Freitag in Schweden und ausgerechnet am Palmsonntag in Ägypten. Mehr und mehr sieht es wirklich so aus, als würde die perfide Rechnung der Mörder aufgehen: Eine tödliche Bedrohung schleicht sich weltweit in den Alltag, Städte werden zum Kampfgebiet, Schutz scheint nirgendwo mehr möglich zu sein. Natürlich, zurückschlagen, das wäre jetzt eine Möglichkeit. Neue Bomben auf Syrien, Afghanistan oder wohin auch immer. Bis die anderen aufgeben. Wir sind schließlich die Stärkeren.

Wirklich? Wie weit wollen wir denn gehen mit unserem Zurückschlagen? Bis ganze Landstriche im Nahen oder ferneren Osten so unbewohnbar sind wie jetzt schon Aleppo oder Mossul? Nicht nur, dass wir mit dieser Art von Gegengewalt auf eine für alle tödliche Abwärtsspirale zu rutschen drohen, wir begeben uns damit auch auf dieselbe abschüssige Bahn, auf der bereits diejenigen balancieren, die keine Achtung vor dem Leben kennen.

Also lieber nichts tun und weiterleiden? Mitansehen, wie Christen in den einstigen Kernlanden des Christentums eingeschüchtert und in die Emigration getrieben werden? Passiv die andere Wange hinhalten und höchstens 'Je suis Stockholm' posten und berühmte Bauwerke bunt anstrahlen? Dieses Mal eben Blau und Gelb?

Meiner Meinung nach ist das zu kurz gegriffen. Wenn Jesus uns auffordert, auch die andere Wange hinzuhalten, ist das schließlich keine Aufforderung zur Kapitulation oder auch nur zur Unterwürfigkeit. Es ist vielmehr eine Aufforderung, auf Gewalt nicht mit eigenem Dreinschlagen zu reagieren, aber doch standzuhalten und sich nicht beirren zu lassen.

Nennen Sie mich naiv, aber ich meine, das Einzige, was auf Dauer zumindest in unseren Breiten gegen tödlichen Terror hilft, ist, der blutigen Bedrohung ein positives Beispiel entgegenzusetzen. Ein Beispiel dafür, warum unsere Art zu leben sich lohnt. Warum sie mit ihrer Freiheit und ihren Rechten für Minderheiten und Andersdenkende gut ist. Warum sie mit ihrer Kultur und ihren Kulturen schön ist. Warum sie schlicht besser ist als ein Rückfall in ein falsch verstandenes Mittelalter.

'LeChaim!', das ist ein alter jüdischer Trinkspruch. Er bedeutet 'Auf das Leben!' und ist ein Zeichen der Selbstbehauptung und des unbedingten Glaubens, dass es weitergeht. Nennen Sie mich verrückt, aber vielleicht sollten wir heute Abend einfach einmal ein Glas erheben und damit unsere Position klarmachen. Nein, wir werden nicht weichen und nicht aufgeben: 'LeChaim', verdammt noch mal!

Von Uwe Bork

Der Autor

Uwe Bork war Leiter der Fernsehredaktion "Religion, Kirche und Gesellschaft" des Südwestrundfunks (SWR) und arbeitet jetzt als freier Journalist und Autor in Esslingen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.