Kirchen fordern Schutz von religiösen Minderheiten
Nach den Bombenanschlägen auf zwei koptische Kirchen in Ägypten dringen Religionsvertreter auf mehr Schutz für Minderheiten im Nahen Osten. Die Attentate seien "ein Drama für alle Christen auf der Welt", sagte der katholische Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Die anhaltenden Auseinandersetzungen im Namen der Religion seien auch ein Phänomen der Globalisierung.
Es sei offenbar ein Trugschluss zu glauben, dass Religionskriege der Vergangenheit angehörten, so Overbeck. Insbesondere über die Lage in Ägypten, Syrien und dem Irak zeigte sich Overbeck besorgt: "Wir müssen aufpassen, dass diese Ursprungsorte des Christentums letztlich nicht vernichtet werden."
Der koptisch-orthodoxe Bischof in Deutschland, Anba Damian, sieht die ägyptische Muslimbruderschaft in ideologischer Nähe zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Die Christen im Land müssten leiden, weil die Muslimbruderschaft sie für den Sturz des früheren Staatspräsidenten Mohammed Mursi verantwortlich mache, sagte er der "Welt" (Mittwoch). Die Strömung sei auch hierzulande sehr stark. "Deutschland ist eine Hochburg der Muslimbruderschaft und der Salafisten", so Damian.
Kopten würden in Ägypten "wie Insekten behandelt", klagte der Bischof. Es sei jedoch ihr Ziel, das Land nicht zu verlassen. Vielmehr brauche es eine Reform der religiösen Bildung in Ägypten. "Junge Muslime müssen von klein auf Milde lernen, damit sie später nicht den Radikalen folgen", betonte Damian. Das betreffe Schulen und Moscheen ebenso wie die islamische Universität Al-Azhar in Kairo, die sich nicht ausreichend von der Muslimbruderschaft distanziere.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte die Behörden in Ägypten und anderen Ländern auf, die Sicherheit für alle Bürger vor "solchen grausamen Verbrechen" zu garantieren. "Die Anschläge machen mich wütend", sagte der bayerische Landesbischof den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Er hoffe, dass die Menschen überall auf der Welt sich jetzt gemeinsam dafür einsetzten, "dass solch ein menschenverachtender Fanatismus, der zu solchen Taten führt, endlich überwunden wird".
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) kündigte an, die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ägypten im Agrar- und Ernährungsbereich zu verstärken. "Politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind essenziell für die Stabilität der ganzen Region", sagte Schmidt der "Passauer Neuen Presse".
Bei den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen im nordägyptischen Tanta und in Alexandria waren am Palmsonntag nach Regierungsangaben mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden. Der IS reklamierte die Taten für sich. (KNA)