"Der Glaube schweißt sie zusammen"
Niemand wird diese Schiffe je wieder bewegen können. "Während darunter die Toten begraben liegen, bauen die Menschen direkt daneben ihre Wohngebiete wieder auf", erzählt Markus Frädrich von den Steyler Missionaren , der sich kürzlich ein Bild über die Lage vor Ort machte und ebenso fassungslos, wie beeindruckt von seiner Reise zurückkehrte.
Fassungslos, ob der Zerstörung, die auch Monate nach der Katastrophe noch allgegenwärtig ist und zwar so sehr, dass die Menschen sie kaum noch wahrnehmen. "Während ich bei unserer Ankunft von der Verwüstung um uns herum völlig geplättet war, sagten mir die Leute vor Ort: Es sieht doch schon wieder ganz gut aus", erinnert sich der Journalist. Immerhin seien die Straßen wieder passierbar und es lägen keine Leichen mehr herum.
Viele Massengräber
Nach der Katastrophe sind viele Massengräber entstanden. Etwa vor der Kathedrale in Palo, südlich von Tacloban. "Die Menschen sind dort hastig beerdigt worden, um keine Seuchen entstehen zu lassen", berichtet Frädrich. Viele Kreuze sind auf dem Grab errichtet, ein kleiner Flügel der zerstörten Kirche steht noch. "Dort beten die Menschen für ihre Toten, deren Namen auf langen Stoffbahnen stehen."
Bei Katastrophen wie diesen stellt sich schnell die Frage: Wie kann Gott so etwas zulassen? Die Menschen auf den Philippinen haben Eltern, Geschwister und Kinder verloren und saßen nach dem 8. November 2013 alleine in einer Trümmerwüste und trotzdem sind sie nicht vom Glauben abgefallen. "Sie haben sich nicht von Gott angewandt, im Gegenteil, die Kirchen sind voll", erzählt Frädrich. Heute sehe man im Gottesdienst auch viele neue Gesichter. "Der Glaube schweißt die Menschen in der Not zusammen."
Beten mitten im Sturm
Das gelassene Gottvertrauen schwingt auch in den Geschichten der Steyler Missionare mit, wenn sie vom Tag des Taifuns berichten. Wie Schwester Marie Claire, die eindrucksvoll berichtet, wie ihr Haus langsam geflutet wurde und der Wind das Dach mit sich riss, während sie mit ihren Mitschwestern vor dem Wasser ins obere Stockwerk flüchteten. Angst scheinen die Schwestern nicht gehabt zu haben. Ebenso wenig wie Justinus, der die Zeit des Taifuns betend in seinem Zimmer zubrachte, wo ihn die Windböen einsperrten. "Er konnte die Tür nicht öffnen, weil der Sturm so stark war und zog sich in ein Gespräch mit Gott zurück."
Besonders beeindruckt zeigt sich Frädrich vom Lebensmut der Menschen auf den Philippienen. "Als wir als Journalisten dorthin flogen, rechneten wir damit, dass es nicht leicht sein würde, die Menschen zu befragen und sie in ihrem Elend zu fotografieren." Vor Ort erleben sie aber das genaue Gegenteil: "In jeder zerstörten Bruchbude wurden wir gastfreundlich empfangen, es gab immer einen Stuhl für uns.“ Die Menschen berichteten offen über das, was ihnen widerfahren war, mit einem realistischen aber auch hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.
Von Janina Mogendorf