Im Limburger Bischofshaus zieht die Normalität wieder ein

"Die goldene Badewanne gibt es nicht"

Veröffentlicht am 05.05.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Limburg

Limburg/Bonn ‐ Im einstigen Skandal-Bau wird heute gearbeitet. Im Interview verrät Bistumssprecher Stephan Schnelle, wie das mythenumrankte Limburger Bischofshaus heute genutzt wird – und warum er Instagram-Nutzer einlädt.

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Einst war es das Symbol für die Krise um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: das Bischofshaus auf dem Limburger Domberg. Mittlerweile wird es für die Arbeit seines Nachfolgers, Bischof Georg Bätzing, genutzt. Das Bistum Limburg öffnet nun in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung und katholisch.de die Pforten des Komplexes zu besonderen Führungen: Nutzer des sozialen Netzes Instagram werden eingeladen, Fotos von der spektakulären Architektur des Gebäudes zu machen und live auf Instagram zu veröffentlichen.

Im Interview erzählt Bistumssprecher Stephan Schnelle, was das Haus heute für die Diözese bedeutet und was er davon erwartet, Instagramer ins Bischofshaus einzuladen.

Frage: Das Bischofshaus ist zum Symbol für die Krise um den ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geworden. Wird es jemals ein "normales" kirchliches Gebäude sein?

Stephan Schnelle: Das Bischofshaus hat international für Schlagzeilen gesorgt und ist nach wie vor ein Publikumsmagnet. Wir erleben täglich, dass Besuchergruppen, die Limburg besuchen, auch auf den Domberg kommen. Hier gehen sie natürlich in den Dom und viele machen dabei auch bewusst einen Abstecher ans Bischofshaus. In den vergangenen Jahren haben wir bereits viele Menschen durch das Haus geführt. Unser Ziel war und ist es, das Ensemble immer mehr in den Alltag der Diözese zu holen und es so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Hier sind wir auf einem guten Weg.  Man merkt, wie der neue Bischof Georg Bätzing und bereits der Weihbischof Manfred Grothe als Apostolischer Administrator durch ihre Art, das Haus zu nutzen, eine gewisse Akzeptanz und Offenheit geschaffen haben.

Frage: Wie ist die Stimmung bei den Besuchern?

Schnelle: Touristen, die einfach einen Abstecher auf den Domberg machen, sind zunächst enttäuscht, dass die Türen des berühmten Bischofshauses nicht offen stehen, und sie das Gebäude nicht einfach so besichtigen können. Hier versuchen wir deutlich zu machen, dass das Bischofshaus ja kein öffentliches Gebäude ist, wie eine Kirche oder ein Museum. Es ist der Amtssitz des Bischofs. Er selbst, sein Sekretariat, seine Referenten arbeiten dort, es finden Sitzungen und Begegnungen statt. Das finden einige enttäuschend, weil sie meinen, die hohen Kosten und der Skandal würden eine ständige Verfügbarkeit des ganzen Hauses für die Allgemeinheit rechtfertigen. Dem ist nicht so. 

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Video: © Tobias Steiger

Das Bistum Limburg öffnet die Türen des Bischofshauses in Limburg.

Frage: Statt vom "Diözesanen Zentrum Sankt Nikolaus" wird heute meist nur noch vom "Bischofshaus" geredet. Hat das mit dieser Form der Nutzung zu tun?

Schnelle: Ja. In der Zeit der Sedisvakanz als Weihbischof Grothe das Bistum als Apostolischer Administrator leitete, hat er beschlossen, das Ensemble so zu benennen, wie es seiner Funktion entspricht: "Bischofshaus". Ein Beschluss, der weithin Akzeptanz gefunden hat. Und daher ist es jetzt das Bischofshaus, von wo aus der Bischof seinen Dienst für die Diözese verrichtet: Wo er arbeitet, betet, Gäste empfängt, konferiert.

Frage: Das ehemalige Diözesanzentrum besteht aus mehreren Gebäuden. Für welche davon gibt es schon eine endgültige Nutzung? Wo wird noch gesucht?

Schnelle: Nichts im Bischofshaus wird leerstehen. Wir wollen das gesamte Ensemble aus historischen Gebäudeteilen und Neubau nutzen. In der Kapelle wird gebetet, die Räume werden bereits für die Arbeit des Bischofs und Begegnungen des Bischofs und des Bistums genutzt. Es gibt Feste, Lesungen und Ausstellungseröffnungen dort. Die Bischofswohnung steht momentan noch leer, da sich Bischof Bätzing entschieden hat, in einem Haus des Bistums in einem Limburger Wohngebiet zu leben. Ab dem Sommer soll die Bischofswohnung im Bischofshaus für Sonderausstellungen des Diözesanmuseums genutzt werden, das direkt nebenan ist. 

Die Badewanne im Bischofshaus in Limburg
Bild: ©Bistum Limburg

Viele Mythen ranken sich um das Bischofshaus in Limburg. Ein Blick ins Bad zeigt: Die Badewanne ist zwar hochwertig, aber nicht aus Gold.

Frage: Man wolle das Bischofshaus "entmystifizieren und zu entmythologisieren", war bei der Journalistenführung 2015 zu hören, seither gab es einige Führungen. Trägt das zur Normalisierung bei oder macht das das Bischofshaus erst zu etwas Spektakulärem?

Schnelle: Wir haben die Zeit der Vakanz genutzt, um zu zeigen, was sich hinter dem Bronzeportal wirklich verbirgt. Die Besucher sollten selbst einen Einblick gewinnen und sich eine Meinung zur Architektur machen. Jetzt wird das Bischofshaus vielfältig genutzt. Manch ein "Mythos" hält sich aber wacker. Die goldene Badewanne oder andere Symbole aus der Kategorie "Prunk und Protz" gibt es dort nicht. Viele haben das Haus mittlerweile gesehen oder waren bei Veranstaltungen dort zu Gast. Dadurch hat es den Charakter des Spektakulären verloren.

Frage: Nun laden Sie in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung und katholisch.de Instagram-Nutzer ein, um das Haus zu besichtigen und live mit Fotos im sozialen Netz zu dokumentieren. Was erhoffen Sie sich von dieser besonderen Zielgruppe?

Schnelle: In der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir als Kirche ja immer wieder neue Zielgruppen zu erreichen. Deshalb kommunizieren wir auf vielen Kanälen und natürlich auch in den Sozialen Netzwerken. Ich bin davon überzeugt, dass das Bischofshaus ein interessantes Gebäude für Instagramer ist, die sich für Architektur und Kunst interessieren. Beim Instawalk können sie in einer kleinen, exklusiven Gruppe die Idee des Hauses kennenlernen, dem Bischof begegnen und anschließend davon auf ihren Kanälen berichten. So erreichen wir auch Leute, die keine Führung mitgemacht haben.

Frage: Planen Sie die Führung für Instagramer anders als andere Führungen?

Schnelle: Ja, wir geben mehr Raum zum Fotografieren und erklären weniger. Wir stellen das Erleben des Raumes in den Mittelpunkt.

Von Felix Neumann

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