Bischof Hanke bittet um Respekt für Weihekandidaten
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat erneut eine bevorstehende Diakonenweihe eines Kandidaten verteidigt. "Aufarbeitung braucht ganz gewiss Gerechtigkeit, aber Veränderung beim Menschen braucht auch Barmherzigkeit", sagte Hanke am Mittwoch in Eichstätt. Der Seminarist hatte vor knapp vier Jahren das Priesterseminar des Bistums Würzburg, in dem angehende Priester aus Würzburg und Bamberg ausgebildet werden, verlassen müssen. Ihm wurden Rassismus und Antisemitismus vorgeworfen.
Weihe nach "langer und intensiver Zeit der Prüfung"
"Antisemitismus und rechtsradikales Gedankengut haben in der katholischen Kirche nichts zu suchen", betonte Hanke. Deswegen hätten die Verantwortlichen der Diözesen Bamberg und Würzburg, als diese Vorkommnisse im Priesterseminar Würzburg offenkundig wurden, konsequent reagiert. Als der Kandidat, der ursprünglich aus dem Erzbistum Bamberg stammt, in Eichstätt um eine zweite Chance bat, sei daher allen Beteiligten klar gewesen, "dass wir uns mit einem Fehlverhalten nicht abfinden können". Zugleich müsse es ein Anliegen der Kirche sein, dass Menschen sich veränderten, sich wandelten, so der Bischof. Der Kandidat habe sich distanziert. "Er will kein Antisemit, kein Neonazi sein. Er hat bereut, was er zu verantworten hat."
Bereits vor knapp zwei Wochen hatte die Diözese Eichstätt in einer ersten Stellungnahme die bevorstehende Weihe (24. Juni) gerechtfertigt. Es sei eine "langen und intensiven Zeit der Prüfung" erfolgt, so das Bistum. Anzeichen für eine rechtsradikale oder extremistische Gesinnung gebe es nicht. Die Ereignisse hätten den Neustart des Mannes als Priesteramtskandidat im Erzbistum Bamberg jedoch belastet, so dass die Entscheidung für Eichstätt im Kontakt zwischen den beiden Bistümern erfolgt sei.
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Hanke erklärte nun, dass in den vergangenen Jahren mehrere Maßnahmen ergriffen worden seien. Dazu zählten nicht nur eine psychotherapeutische Aufarbeitung und eine Begleitung durch erfahrene Geistliche, sondern auch eine Beschäftigung mit Themen wie Flucht und Migration. Der Kandidat habe sich die private Wohnung einige Monate lang mit einem Flüchtling geteilt und sich am Deutschunterricht für Migranten beteiligt. Darüber hinaus habe er mehrere Praktika absolviert, bei denen er mit vielen Menschen in Kontakt gekommen sei.
Hanke: Nicht Heilige, sondern Menschen werden geweiht
Aufgrund eben jener Maßnahmen, der persönlichen Anstrengungen des Kandidaten sowie der vorliegenden positiven Zeugnisse und Gutachten "steht nach meiner Überzeugung fest, dass ich ihn zur Weihe zulassen kann", so Hanke. Es seien keine Heiligen, die man zu Diakonen, Priestern und Bischöfen weihe, sondern Menschen. "Da nehme ich mich in keiner Weise aus", erklärte er. Abschließend bat er um Respekt für den Weihekandidaten und seine Familie.
2013 war das Würzburger Priesterseminar in die Schlagzeilen geraten. Mehrere Priesteramtskandidaten sollen KZ-Witze erzählt, den Geburtstag Adolf Hitlers gefeiert und ein Konzert der Band "Frei.Wild" besucht haben, denen nationalistische und völkische Töne nachgesagt werden. Daraufhin hatten Bischof Friedhelm Hofmann (Würzburg) und Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg) die Vorfälle von einer Kommission untersuchen lassen. Zwei Seminaristen durften daraufhin ihre Ausbildung in Würzburg nicht fortsetzen. (bod)