Gegen den Seminaristen gab es Rassismusvorwürfe

Umstrittener Kandidat zum Diakon geweiht

Veröffentlicht am 24.06.2017 um 15:33 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Eichstätt

Eichstätt ‐ Bereits im Vorfeld wurde die Entscheidung kritisiert, den Seminaristen zum Diakon zu weihen. Gegen ihn gab es Rassismusvorwürfe. Auch nach der Weihe verstummt die Kritik nicht.

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Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat am Samstag einen umstrittenen Kandidaten zum Diakon geweiht. Der junge Mann war vor vier Jahren nach antisemitischen und rassistischen Vorfällen im Würzburger Priesterseminar aus diesem entlassen worden. Bereits im Vorfeld der Weihe hatte es Kritik an der Entscheidung Hankes gegeben, den Mann ins Eichstätter Priesterseminar aufzunehmen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte, es sei inakzeptabel, dass die Kirche dem Mann einen Persilschein ausstelle. Dadurch werde das Verhältnis zur katholischen Kirche erheblich belastet.

Der junge Mann war im Jahr 2013 nach einer Untersuchung aus dem Würzburger Priesterseminar entlassen worden. Konkret wurde ihm vorgeworfen, KZ-Witze erzählt zu haben, "womit die fabrikmäßige Ermordung unzähliger jüdischer Kinder, Frauen und Männer im Dritten Reich zum Gegenstand von Spott und Hohn gemacht wurde". Außerdem soll er Adolf Hitler parodiert haben.

Die Weihe als Akt der Barmherzigkeit verteidigt

In seiner Predigt zur Diakonenweihe ging Hanke indirekt auf die Vorfälle ein. Christen müssten aufgrund einer Rückerinnerung auf die eigenen Wurzeln fähig sein, Geschichte ernst zu nehmen, "vor allem die Geschichte der Bündnispartnerschaft des Gottes Israels mit dem Bundesvolk, den Juden". Sie verbiete jedem Christen, den Schwestern und Brüdern des alten Bundesvolkes, den Juden mit Ablehnung oder Hass zu begegnen. "Nicht political correctness untersagt uns dies, sondern unsere eigene Berufung, Kirche des neuen Bundes zu sein, die im Glauben Israels wurzelt."

Hanke hatte die Weihe zuvor bereits als Akt der Barmherzigkeit verteidigt. Außerdem verwies er darauf, dass der Kandidat nicht mehr derselbe sei. Er habe das Geschehen psychotherapeutisch aufgearbeitet. "Er hat sich distanziert, er will kein Antisemit, kein Neonazi sein. Er hat bereut, was er zu verantworten hat." Der Zentralrats-Präsident sagte, auch nach Hankes Erklärung blieben bei ihm tiefe Zweifel. Von dem Betroffenen liegt bisher keine öffentliche Äußerung vor. "Wegen der aufgeheizten Stimmung" hielt der Bischof eine solche nicht für angebracht.

Neben dem umstrittenen Kandidaten wurde noch ein weiterer junger Mann zum Diakon geweiht. Es ist eine Vorstufe zur Priesterweihe, die in der Regel ein Jahr später stattfindet. Diakone sind unter anderem berechtigt, die Taufe zu spenden und die kirchlichen Feiern der Trauung und des Begräbnisses zu leiten. (KNA)