Ulrich Waschki über kirchliche Ferienfreizeiten

Schulen fürs Leben

Veröffentlicht am 08.08.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Ulrich Waschki über kirchliche Ferienfreizeiten

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Eine Statistik gibt es nicht, aber die Zahl dürfte stattlich sein: Jahr für Jahr fahren wahrscheinlich mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland in Ferienlager, die von katholischen Gemeinden, Verbänden und Einrichtungen angeboten werden. In manchen Regionen sind die Zelte und Luftmatratzen schon wieder verpackt. In anderen laufen die Ferienfreizeiten noch.

Es ist beeindruckend, was die Betreuerinnen und Betreuer auf die Beine stellen, zumal sie oft selbst dem Jugendalter noch nicht ganz entwachsen sind. Dass sie ihre Freizeit opfern, um für andere ein paar schöne Tage zu organisieren, empfinden sie oft gar nicht so. Für die meisten ist es eine Selbstverständlichkeit, jedes Jahr wieder mitzumachen. Die Freude, gemeinsam etwas Großes auf die Beine zu stellen, überwiegt die Anstrengung durch Arbeit und Schlafmangel.

Ferienlager sind Schulen fürs Leben: Junge Leute lernen dort, Verantwortung zu übernehmen, zu organisieren, Konflikte und Probleme zu lösen. Viele Talente werden benötigt: Organisatoren, Finanzexperten, Unterhalter, Tröster, Trainer, Streitschlichter. In Ferienfreizeiten und Zeltlagern können Jugendliche und junge Erwachsene solche Talente bei sich entdecken und entwickeln. Das macht Spaß. Und der allein reicht eigentlich schon. Gleichzeitig machen die jungen Frauen und Männer wertvolle Erfahrungen, die ihnen auch im Berufsleben helfen. Auch die Gesellschaft profitiert – von jungen Leuten, die gelernt haben, sich zu engagieren.

Kirchliche Ferienlager sollten auch ein Ort sein, um Glauben und Kirche zu entdecken. Wie anders wirkt für Kinder und Jugendliche ein Gottesdienst auf einer Zeltwiese unter freiem Himmel als in der Kirche? Zum Selbstverständnis eines kirchlichen Ferienlagers muss es gehören, den Glauben nicht nur durch die Zuwendung zum Nächsten, sondern auch im gemeinsamen Gottesdienst und Gebet zu leben. In vielen Ferienfreizeiten geschieht das. In anderen wahrscheinlich nicht. Hier sind die Verantwortlichen der Gemeinde oder des Verbandes gefragt. Nicht, um den Zeigefinger mahnend zu erheben, sondern um das Gespräch zu suchen und Unterstützung anzubieten. Damit im kirchlichen Ferienlager drin ist, was draufsteht.

Von Ulrich Waschki

Der Autor

Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.