Ohne Wasser kein Leben
Die Problematik mangelhafter Wasserversorgung und der sich daraus ergebenden Konsequenzen nimmt ab heute auch die Weltwasserwoche des Stockholm International Water Institute (SIWI) in den Fokus. Die Tagung, die seit 1991 jährlich in der schwedischen Hauptstadt stattfindet, gilt als wichtigstes internationales Forum für Fragen des Wassersektors. In diesem Jahr widmen sich die Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sechs Tage lang dem Schwerpunktthema "Energie und Wasser".
"Energie und Wasser sind untrennbar miteinander verbunden und voneinander abhängig. Wir brauchen Energie für Wasser - zum Beispiel für Pumpen und Entsalzungsanlagen - und wir brauchen Wasser für Energie - zum Beispiel zur Kühlung und Stromgewinnung", betont SIWI-Direktor Torgny Holmgren. Experten beider Bereiche müssten deshalb künftig enger zusammenarbeiten, um die globalen Herausforderungen im Energie- und Wassersektor nachhaltig zu lösen und insbesondere den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern.
Wassermangel gefährdet die Ernährungssicherung
"Ohne Energie und Wasser können wir die menschlichen Grundbedürfnisse nicht befriedigen und nicht genug Nahrungsmittel produzieren", schreiben die Experten des Stockholmer Instituts auf der Internetseite der Weltwasserwoche . Und sie machen deutlich, dass die Herausforderungen in diesem Bereich weiter steigen werden: "In den nächsten 30 Jahren wird die globale Nachfrage nach Lebensmitteln und Energie dramatisch anwachsen. Gleichzeitig sinken die weltweit verfügbaren Trinkwasserreserven."
Auf diese Problematik weist auch Misereor hin. Der zunehmende Wassermangel gefährde in erheblichem Maße die Ernährungssicherung in armen Ländern, wo die Bevölkerung weitgehend von einer Selbstversorgungslandwirtschaft abhängig sei. Darüber hinaus erhöhe die Konkurrenz um knappe Wasserressourcen und fruchtbare Böden die Wahrscheinlichkeit von Konflikten und Kriegen, so das katholische Hilfswerk. Ein weiteres Problem: Wo Wasser knapp wird, flüchten die Landbewohner vermehrt in die Städte. Dort leben sie in meist illegalen Siedlungen, in denen ebenfalls keine geregelte Versorgung mit sauberem Trinkwasser sichergestellt ist und schlechte hygienische Bedingungen herrschen.
Hinzu kommt die wachsende Weltbevölkerung. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen wird sich die Zahl der Menschen auf der Erde von heute rund 7,2 Milliarden bis zum Jahr 2050 auf voraussichtlich 9,55 Milliarden erhöhen; das Wachstum findet dabei fast ausschließlich in Entwicklungsländern statt. Angesichts dieser Prognosen müsste die weltweite Nahrungsmittelproduktion eigentlich um zwei Prozent pro Jahr zulegen – mit entsprechenden Folgen für die weltweiten Wasservorräte.
Das Problem: Schon heute verbraucht die Landwirtschaft in vielen Ländern mehr Wasser, als ökologisch verträglich ist. In zahlreichen Staaten – darunter Israel, Jemen, Marokko, Senegal und einige Regionen in den USA – ist der Wasserhaushalt bereits jetzt im Ungleichgewicht. Gleichzeitig führt die unsachgemäße Bewässerung vielerorts zur Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen. Riesige Gebiete versalzen und werden somit für jede Form agrarwirtschaftlicher Nutzung unbrauchbar.
Experten: Wasservorräte effizienter nutzen
Für Experten ist klar: Um die schwindenden Wasservorräte nachhaltiger zu nutzen und mehr Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, braucht es mehr Effizienz. Dies sei wesentlich, um auch die Grundbedürfnisse und Entwicklungschancen der Menschen in den Entwicklungsländern zu gewährleisten, betonen die SIWI-Experten.
Bei der Weltwasserwoche wollen die Teilnehmer darüber beraten, wie der gesamte Weg des Wassers von der Quelle bis zum Verbraucher effizienter genutzt werden kann. Die Tagung solle dazu beitragen, die weltweiten Wasservorräte stärker als bisher zum Wohle der gesamten Menschheit einzusetzen, so die Organisatoren der Weltwasserwoche. Neben der nachhaltigeren Nutzung, darin sind sich die Experten einig, wird künftig auch die Abwasseraufbereitung eine immer wichtigere Rolle spielen.
Von Steffen Zimmermann