Playmobil-Ausstellung im Diözesanmuseum wird verlängert

Der Domschatz und die Plastik-Nonnen

Veröffentlicht am 24.08.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Kultur

Osnabrück ‐ Im Osnabrücker Diözesanmuseum sieht man seit einigen Monaten ganze Gruppen von Kindern bäuchlings durch eine Ausstellung robben. Der Erfolg hat einen Namen: Playmobil.

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Diese Ausstellung wird zum Dauer-Hit: Seit Ende April zeigt das Diözesanmuseum Osnabrück nun schon die Schau "Mit Karl dem Großen durch die Zeit". Und es sind nicht die Großen, die massenweise in die Räume neben dem Dom streben. Kindern hat es die Ausstellung offenbar so sehr angetan, dass sie jetzt um ein halbes Jahr bis zum 4. Februar 2018 verlängert wurde. Das Erfolgsrezept: Playmobil. Mit Hunderten dieser kleinen Spielfiguren wecken die Ausstellungsmacher vom Diözesanmuseum bei Vor- und Grundschulkindern, aber auch bei Jugendlichen das Interesse für Geschichte und Religion.

Auf drei Etagen werden die Bistumsgründung von Karl dem Großen um 780 bis 800 nach Christus, wichtige Stationen seines Lebens und Wirkens sowie Begebenheiten aus der Geschichte des Christentums nachgestellt. Nicht todernst, sondern mit einem Humor, der auch Erzieher und Eltern in seinen Bann zieht. Da steht neben Exponaten, die auf den Bistumsgründer verweisen, eine Playmobil-Königsfigur samt Thron und Schatzkiste sowie eine kleine Diebesbande, welche die Krone zu rauben versucht und dabei von Polizisten überrascht wird. Auch die Geschichte des Heiligen Martin wird nachgestellt, der einem Bettler die Hälfte seines Mantels überreicht - dazu bilden 40 Playmobil-Figuren einen Laternenumzug samt Polizeibegleitung. Als Nonnen erkennbare Spielfiguren verweisen auf die Ordensgründungen in der Region - daneben ein Ritter mit Harnisch und Schwert. In den meisten Szenen ist ein kleiner Gag versteckt, der die Aufmerksamkeit auf die Geschichte lenkt.

Eine Playmobil-Prinzessin vor dem Osnabrücker Dom.
Bild: ©Diözesanmuseum Osnabrück, Angela von Brill

Ausstellung mit Humor: Eine Playmobil-Prinzessin grüßt aus einem Turm vor einer Miniaturausgabe des Osnabrücker Doms.

"Auf Augenhöhe" nennt das Museumsdirektor Hermann Queckenstedt. Das ist im übertragenen und im bildlichen Sinn zu verstehen. Alle Figuren stehen im unteren Drittel der Vitrinen und somit auf der Augenhöhe der Kinder. Ein Übriges tun die Museumspädagogen, die mit viel Einfühlungsvermögen den Kleinen die Historie nahe bringen. Der obere Teil der Vitrinen zeigt das, was auch sonst im Diözesanmuseum zu sehen ist, so dass auch Erwachsene auf ihre Kosten kommen. Die Idee stammt aus Essen, wo 2015 und 2016 die Playmobil-Sonderschau "Mit Mathilde durch den Winter" zur Essener Stifts- und Stadtgeschichte zu sehen war.

Aufschrei: Ein Vogel fehlt!

Ganze Tagesstättengruppen und Grundschulklassen sieht man im Osnabrücker Diözesanmuseum seit April bäuchlings auf dem Boden liegen. Ein ganz besonderer Anziehungspunkt ist die Arche Noah mit allem, was kreucht und fleucht - paarweise natürlich. Da kommt es dann schon mal zum Aufschrei eines Fünfjährigen: "Da ist ja nur e i n Tukan." Betretene Miene bei der Museumspädagogin und das Versprechen, den fehlenden Partner noch zu besorgen: "wird nachgeliefert."

Der Höhepunkt der Ausstellung ist am Schluss in der obersten Etage, gleich vor dem großen Domschatz mit all seinem Gold: die Weihnachtskrippe. Maria und Josef, das Kind, Ochs und Esel, die Heiligen Drei Könige, der Engel und die Hirten. Kurzum alles, was ein Kinderherz höher und was Kinderaugen größer werden lässt. Im Hintergrund sehen die kleinen und großen Betrachter dann das wohl ehrwürdigste Objekt im ganzen Museum: ein goldenes, reich mit Perlen und Edelsteinen verziertes Kapitelkreuz, das um 1050 entstanden ist. Ein Span vom Kreuz Christi soll dort eingearbeitet sein.

In einem für Kinder erstellten Begleitheft heißt es dazu: "So wie wir an den Tod Jesu am Kreuz und an seine Auferstehung besonders an Karfreitag und an Ostern denken, feiern wir seinen Geburtstag jedes Jahr an Weihnachten. Eigentlich gehört beides zusammen. Wir Menschen werden geboren und sterben irgendwann. Christen glauben nicht daran, dass mit dem Tod einfach alles zu Ende ist, denn Jesus selbst ist nach drei Tagen auferstanden." Auch Religion kann "auf Augenhöhe" erklärt werden.

Von Johannes Schönwälder (KNA)

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Linktipp: 7,5 Zentimeter Christentum

1974 wurden die ersten Playmobil-Figuren hergestellt, inzwischen bevölkern mehr als zwei Millarden der kleinen Figuren die Erde. Auch christliche Themen finden sich immer wieder in der Spielewelt von Playmobil. Katholisch.de gibt einen Überblick. (Artikel von Dezember 2015)