Kardinal will "schlafenden Jesus aufwecken"
Kardinal Daniel DiNardo, Erzbischof von Galveston-Houston, hat angesichts der Überschwemmungen in den US-Bundesstaaten Texas und Louisiana durch Hurricane Harvey zu "starken Gebeten" aufgerufen. Die Naturkatastrophe bezeichnete er in einem Interview mit dem katholischen Nachrichtenmagazin "Crux" als "totales Desaster".
"Die Menschen in Houston sind ziemlich belastbar, aber das hier zerrt ganz schön an ihren Nerven", so der Präsident der US-Bischofskonferenz. Die Überschwemmung sei nicht etwa nur hier und da, sondern überall. Zehntausende Menschen hätten nach Einschätzung des Kardinals früher evakuiert werden müssen. Jetzt würden nur noch Gebete helfen: "Wenn Sie diese Menschen sehen, die gerettet werden, wenn Sie sehen, wie sie nach den Menschen rufen, die in ihre gefluteten Häuser zurück wollen, dann sind das Zeiten, wo Gebete in unserer Nation und darüber hinaus von großer Hilfe sind."
"Ich glaube, wir müssen Jesus im Boot aufwecken"
Die Kirche stehe an der Seite der Menschen, betonte der Kardinal. Seine Priester hätten bemerkenswerte Geduld und Belastbarkeit gezeigt, lobte er – wie es sich für einen guten Hirten gehöre. Jedoch seien auch er und viele Geistliche durch die Fluten in ihrer Mobilität stark eingeschränkt. DiNardo steckt selbst zurzeit im örtlichen Priesterseminar fest, das von den Fluten eingeschlossen ist. Die Elektrizität habe in der Zwischenzeit auch versagt. Er halte telefonisch Kontakt zu den Priestern der Stadt und habe ihnen gesagt: "Ich glaube, wir müssen Jesus im Boot aufwecken." Damit verwies DiNardo auf eine Stelle im Markus-Evangelium, in der Jesus während eines schweren Sturms seelenruhig an Bord eines Bootes schlief. Nachdem ihn seine Jünger schließlich aufweckten, bändigte er den Sturm und die aufgewühlte See (Mk 4,35-41).
Selbst zur Tat schritt unterdessen David Bergeron. Der Priester der Charismatic Church von Houston im Bundesstaat Texas zeigte angesichts der Wassermassen vollen Einsatz für seine Sonntagsmesse. Laut "Crux" machte er sich mit dem Kajak auf den Weg, um den Gottesdienst zu feiern. Dabei las er auf dem Weg gestrandete Katholiken auf und versuchte zudem noch, Wein für die Sonntagsmesse zu besorgen. Als gebürtigem Kanadier war ihm aber nicht bekannt, dass in Texas Geschäfte sonntags vor 12.00 Uhr keinen Wein verkaufen dürfen. Die Messe fiel buchstäblich ins Wasser. Inzwischen ist Bergeron zu einer lokalen Berühmtheit geworden. Im Interview mit dem Houstoner TV-Sender KTRK stellte er trocken fest: "Das ist die Art, wie Amerika evangelisiert wurde – mit dem Kanu." (cze/bod/KNA)