Kardinal Murphy-O'Connor ist tot
Der britische Kardinal Cormac Murphy-O'Connor ist tot. Er starb wenige Tage nach seinem 85. Geburtstag in einer Londoner Klinik, wie britische Medien am Freitag unter Berufung auf einen Kirchensprecher berichteten. Murphy-O'Connor prägte das Bild des Katholizismus in Großbritannien über ein Jahrzehnt mit. Von 2000 bis 2009 leitete er die Londoner Erzdiözese Westminster und war damit ranghöchster Vertreter der rund vier Millionen Katholiken in England und Wales.
Mit seinem Humor und seinen differenzierten Stellungnahmen zu sozialen, moralischen und politischen Fragen trug Murphy-O'Connor wie sein Vorgänger Basil Hume dazu bei, das Ansehen der katholischen Kirche im Mutterland der anglikanischen Reformation zu steigern und Gräben zu überwinden.
Einsatz für Katholisch-Anglikanischen Dialog
International wurde Murphy-O'Connor durch seine Arbeit als Vizepräsident der Internationalen Anglikanisch-Katholischen Dialogkommission (ARCIC) bekannt. Nach seiner Einsetzung als Erzbischof von Westminster im März 2000 wurde er traditionsgemäß auch zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz von England und Wales gewählt; 2002 erhielt er die Kardinalswürde. Von 2001 bis 2006 war Murphy-O'Connor zudem Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).
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Murphy-O'Connor wurde am 24. August 1932 im südenglischen Reading im Südwesten Englands geboren. Er entstammt einer kinderreichen Arztfamilie irischen Ursprungs, studierte und promovierte in Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana und wurde 1956 zum Priester geweiht. Vor seiner Bischofsweihe 1977 wirkte er viele Jahre als Seelsorger sowie seit 1971 als Rektor des Englischen Kollegs in Rom. Danach wurde er Bischof von Arundel und Brighton.
Nach seiner Pensionierung 2009 zog sich der Kardinal nach Chiswick im Westen Londons zurück. Stellungnahmen zu aktuellen Fragen überließ er seinem Nachfolger Vincent Nichols. Bis zu seinem 80. Geburtstag beriet Murphy-O'Connor die vatikanische Bischofs- und die Missionskongregation bei der Ernennung von Bischöfen in Großbritannien, Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien. Zudem visitierte er die nordirische Diözese Armagh und übernahm repräsentative Pflichten des Papstes in Übersee.
Mit Murphy-O'Connors Tod zählt das Kardinalskollegium noch 222 Mitglieder. Davon sind 121 jünger als 80 Jahre und wären somit bei einer Papstwahl stimmberechtigt. (KNA)