Bischof Gerhard Feige zum Ende des Reformationsgedenkjahrs

"Kein Kuschelkurs"

Veröffentlicht am 24.10.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Reformationsgedenken

Bonn ‐ In der Ökumene gibt es keine einfache Lösungen, auch wenn manche Leute das meinten, sagt Bischof Gerhard Feige. Im Interview erklärt der Ökumene-Bischof, was auch nach dem Reformationsjahr zu tun ist.

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Video: © katholisch.de

"Das war kein Kuschelkurs", meint Bischof Gerhard Feige. Der Ökumene-Bischof zieht zum Ende des Reformationsgedenkjahres Bilanz und gibt einen Ausblick.

Bischof Gerhard Feige sieht das zu Ende gehende gemeinsame Reformationsgedenken als eine "fast fantastische ökumenische Lerngeschichte". Das zurückliegende Jahr sei zwar kein "Kuschelkurs" gewesen, aber ein "gewaltiger Fortschritt", sagte Feige im Interview mit katholische.de. Statt einer "protestantischen Jubel- und Profilierungsfeier mit antikatholischen Spitzen" habe man gemeinsam ein Christus-Fest gefeiert. Mit Blick auf die Debatte über die Interkommunion für gemischtkonfessionelle Paare kritisierte Feige einen "Populismus in der Ökumene". Dies sei ein "berechtigtes Anliegen". Es gebe "Leute, die meinen, das sei alles ganz einfach. Aber einfache Lösungen gibt es nicht", betonte der Magdeburger Bischof. Es handele sich um ein komplexes Thema und es gebe noch viele Hindernisse. Darum brauche man für Ökumene einen "langen Atem und ein glühendes Herz".

Noch mehr an die Basis

Zugleich bemängelte Feige, dass das ökumenische Reformationsjahr bislang zu sehr auf die Führungsebenen der Kirchen konzentriert gewesen sei. Das habe "die Spitzen und ökumenisch Engagierte berührt, aber das muss noch mehr an der Basis ankommen", betonte der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Feige äußerte die Hoffnung, dass künftig für gemischtkonfessionelle Paare im Einzelfall die Interkommunion möglich gemacht werde. Es wäre "befreiend, wenn wir Wege finden würden, die mehr ermöglichen, als das, was derzeit erlaubt ist". Vorstellbar sei jedoch nur eine Lösung im Einzelfall, eine prinzipielle Erlaubnis wechselseitig Kommunion und Abendmahl zu empfangen sei derzeit nicht möglich. "Da sind wir im Moment noch nicht in der Lage zu", erklärte Feige. Die Kommissionen für Glaubensfragen und für Ökumene berieten derzeit über das Thema. Weiter sagte der Ökumene-Bischof, Protestanten und Katholiken seien sich auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene näher gekommen.

Bischof Feige ist seit 2012 Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. In dieser Funktion war er auf katholischer Seite mitverantwortlich für Planung und Durchführung des gemeinsamen Reformationsgedenkens. (tja)

Linktipp: Feige erhofft sich Impulse für Einheit

Ökumene-Bischof Gerhard Feige erhofft sich vom Reformationsgedenken nachhaltige Impulse zu einer Einheit der Kirchen. Gegenseitige Verletzungen sollten 2017 aber ebenfalls angesprochen werden. (Artikel von Juli 2016)