Macht euch die Erde nicht untertan
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Theologisch sind wir ja längst weiter, haben uns das biblische Wort von der Herrschaft über die Erde ("Dominium terrae") genau angeschaut und die Exegese findet inzwischen andere Begriffe als das zum Sprichwort gewordene "Macht euch die Erde untertan" (Genesis 1,28). Die Einheitsübersetzung von 2016 schreibt noch: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen."
Exegeten und Experten für die Sprachen der Bibel schreiben darüber, dass die Originalbegriffe eine fürsorgliche und verantwortungsvolle Bedeutung hätten. Die geht in der Übersetzung verloren, in der von Unterwerfung und Herrschaft die Rede ist. Vielleicht sollten wir also sagen: Macht euch die Erde nicht untertan – sondern kümmert euch um sie!
Dass das mit dem Unterwerfen eh nicht funktioniert zeigt sich dieser Tage deutlich. Sturmfluten, Hurrikane, ganze Inseln drohen abzusaufen, Landstiche veröden, Menschen hungern. Da wir nach wie vor fast nur mittelbar betroffen sind (noch!) leisten wir uns in Europa gerne noch den Luxus wegzusehen. Unzählige Flüchtlinge, die hier Zuflucht suchen, sind aber Klima-Flüchtlinge. Wer davon spricht, Fluchtursachen zu bekämpfen, muss alles daran setzen, die Erderhitzung zu stoppen.
Die Erde ist uns anvertraut, Tiere und Pflanzen, die belebte und unbelebte Natur. Daraus entsteht eine Verantwortung. Papst Franziskus hat in der Enzyklika "Laudato si" wortgewaltig die Aspekte von Verantwortung und Fürsorge herausgestellt, die seit Jahrzehnten erarbeitete theologische Unterfütterung von Klima- und Umweltschutz sozusagen päpstlich approbiert. Jetzt, in den Tagen der 23. Weltklimakonferenz in Bonn, ist sie um nichts weniger aktuell als in ihrem Erscheinungsjahr 2015. Wenn wir nicht umsteuern, werden wir uns dafür kaum rechtfertigen können.
Am Sonntag wurde in München per Bürgerentscheid beschlossen, das Heizkraftwerk Nord, das mit Steinkohle betrieben wird, bis Ende 2022 abzuschalten. Ein Signal nach Bonn und nach Berlin, wo gerade der Klimaschutz ein schwieriges Thema in den Sondierungsgesprächen zu sein scheint. Dabei hat Deutschland sich 2015 in Paris klar verpflichtet. Dahinter dürfen wir nicht zurück. Auch aus christlicher Verantwortung. Wir müssen uns um die Erde kümmern.