Stanislaw Gadecki zur Demonstration am Nationalfeiertag

Polnischer Erzbischof rügt rassistische Parolen

Veröffentlicht am 15.11.2017 um 11:35 Uhr – Lesedauer: 
Der Erzbischof von Posen, Stanislaw Gadecki, ist derzeit Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz.
Bild: © KNA
Polen

Warschau  ‐ "Polen den Polen" und "Verpisst euch Flüchtlinge!" - Der Marsch am Nationalfeiertag war von rassistischen Slogans geprägt. Jetzt meldet sich die Bischofskonferenz zu Wort. Sie fand nicht alles schlecht.

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Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Bischof Stanislaw Gadecki, hat ausländerfeindliche Parolen bei einer Warschauer Demonstration am Nationalfeiertag verurteilt. Losungen für ein "weißes Europa" und "Polen den Polen" bezeichnete er bei einer Pressekonferenz in seiner westpolnischen Bischofsstadt Posen (Poznan) als rassistisch. Das Motto "Wir wollen Gott" des von rechtsextremen Organisationen veranstalteten Marsches zum Unabhängigkeitstag verteidigte er hingegen.

An dem Marsch hatten am Samstag laut Polizeiangaben mehr als 60.000 Menschen teilgenommen. Mehrere Slogans auf Bannern richteten sich gegen Flüchtlinge, Muslime und Ausländer. Rechtsextremisten riefen unter anderem: "Ganz Polen singt mit uns: Verpisst euch Flüchtlinge!" Auch Polens Staatspräsident Andrzej Duda und das israelische Außenministerium rügten die rechtsextremen Parolen. "In unserem Land gibt es weder Platz noch Zustimmung für Fremdenfeindlichkeit, kranken Nationalismus und Antisemitismus", betonte Duda. Anlass der umstrittenen Kundgebung war der 99. Jahrestag der Unabhängigkeit Polens 1918.

Erst vor rund einem Monat hatte Polens katholischer Primas Wojciech Polak vor Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in den eigenen Reihen gewarnt. Jeder Priester, der zu einer Anti-Flüchtlings-Demonstration gehe, werde suspendiert, sagte er. Das Evangelium verpflichte Christen dazu, Menschen in Not zu helfen, so der Primas. Daher müssten Gläubige Flüchtlinge aufnehmen. "Es geht nicht darum, die Grenzen ohne jede Kontrolle zu öffnen, aber es ist klug, denen zu helfen, die wir unterstützen können und sollen", betonte Polak. "Das ist für uns keine Gefahr."

Polens Regierung und laut Umfragen auch die Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Aufnahme von Flüchtlingen ab. Dazu zählen auch zahlreiche Priester. Die polnischen Bischöfe werben dagegen seit langem für die Aufnahme von Kriegsopfern aus Syrien. Die nationalkonservative Regierung begründet ihr Nein mit Sicherheitsbedenken. (bod/KNA)