Brustkreuz mit Signalwirkung
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Patriarch trifft König: Der Besuch des maronitisch-katholischen Kirchenoberhaupts Beschara Boutros Rai beim saudischen König und Kronprinzen zu Beginn dieser Woche war eine Premiere mit Wirkung für die ganze Region. Sicher, der geistliche Führer von Libanons größter christlicher Gemeinschaft kam schließlich, um über die sich verschärfende politische Lage im Zedernstaat zu sprechen. Doch hat die Anerkennung von Rais innenpolitischer Rolle auch überregionale religionspolitische Bedeutung.
Dass Kardinal Rai dabei sein Brustkreuz nicht versteckte, kann man hinsichtlich der Signalwirkung über Saudi-Arabien hinaus gar nicht groß genug einschätzen. Für die Christen der Region ist dies Ausdruck von Selbstbewusstein und Bekennermut. Wie bedeutsam diese Geste war, wird deutlich, wenn man weiß, dass in Saudi-Arabien ansonsten christliche Symbole verboten sind. Kreuze und Bibeln werden normalerweise bei der Einreise kassiert. Das Millionenheer christlicher Gastarbeiter darf seinen Glauben bestenfalls im Verborgenen leben – immer in der Angst vor der Religionspolizei. Konvertiten vom Islam zum Christentum trifft das Todesurteil.
Dieser radikale Islam ist Teil der DNS des Landes. Saudi-Arabien entstand schließlich als Bündnis des Hauses Saud mit den wahabitischen Religionsgelehrten. Erste sicherten das Monopol der Letzteren, während diese wiederum die Herrschaft der Dynastie legitimierten. Immer wieder wurden die Prinzen von den Geistern, die sie riefen, bedroht. Der Aufstand der radikalen Ichwan in den zwanziger Jahren wäre zu nennen oder der Sturm Al Utaibis und seiner Mannen auf die Große Moschee in Mekka 1979. Auch Osama bin Laden rief zum Sturz der Al Sauds auf. Meistens reagierte das Herrscherhaus mit Beschwichtigungsgesten in Richtung der Religionsgelehrten. Das wahabitische Gift wurde so über direkten Religionsexport in die ganze Region injiziert. Es wirkt zersetzend bis heute. Daran wird Kardinal Rais Besuch natürlich nichts ändern. Aber immerhin hat es ihn gegeben.