Die Natur des Bösen
Der Beitrag, der am Montag um 20.15 Uhr auf 3sat gezeigt wird, ist Teil der Themenwoche "Das Böse". Von Sonntag bis Donnerstag zeigt der Sender dazu acht Dokumentationen, fünf Spielfilme und zwei Gesprächssendungen.
"Was ist eigentlich böse?", fragt Pethke, "können Menschen böse sein - oder sind nur ihre Taten böse?" Der Tübinger Theologe Karl-Josef Kuschel kommt zu dem Schluss, dass der Mensch nicht von Natur aus böse sei, sondern nur verführbar. Mahnend erinnert er an den Streit von Kain und Abel. In der alttestamentarischen Geschichte habe es nur vier Menschen gegeben, Adam und Eva, Kain und Abel; dennoch lag schon einer erschlagen am Boden. Der Bremer Profiler Axel Petermann ist überzeugt, dass das Töten zum Menschen gehört. Er kenne kein Volk, in dem nicht getötet werde. Trotzdem habe er nur wenige Täter kennengelernt, auf die der Begriff des vorsätzlich Bösen zutreffe.
Der Züricher Psychologe Arno Gruen zeigt, wie das Böse in den Menschen selbst entsteht, weil die Gesellschaft nicht Empathie und Mitgefühl, sondern aggressive Verhaltensweisen fördere. Wer das Mitfühlen nicht lerne, dem fehle auch die Erkenntnis, was gut und böse sei. Die tiefen Spuren des Bösen, die durch das Elend des Krieges entstehen, ruft die Kriegsreporterin Ursula Meissner ins Bewusstsein. Sie ist überzeugt, durch ihre Bilder zur Aufklärung beitragen zu können und den Menschen zu helfen. Die Restauratorin Margrit Bormann versucht, die Erinnerung an das Grauen des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zu bewahren. Nur die originalen Objekte könnten den Besuchern vermitteln, was hier geschehen sei, erklärt sie. Um Täter und Opfer geht es auch in einem Dorf namens "Insel" in Sachsen-Anhalt, das die Autorin besuchte. Dort wurden Sexualstraftäter nach ihrer Haft gegen den Willen der Bewohner untergebracht.
Dokumentationen zu kriminellem Verhalten
Auch der Dokumentarfilm "Auf Teufel komm raus" von Mareille Klein und Julie Kreuzer (So 21.10., 21.40 Uhr) aus dem Jahr 2009 befasst sich mit einem Sexualdelikt. Eine weitere besonders empfehlenswerte Erstausstrahlung der Themenwoche "Das Böse" ist die eindrucksvolle Wissenschaftsdokumentation "Täter ohne Reue" von Karin Jurschick (Do 25.10., 20.15 Uhr). Neurologen, Psychiater und andere Experten untersuchen darin, ob kriminelles Verhalten angeboren ist oder ob man jeden Mann zum Killer machen könnte. Im Anschluss folgt eine Gesprächssendung mit Gerd Scobel und Gästen, in der die philosophischen Fragen des "Bösen" und der Killerinstinkte weiter diskutiert werden (Do 25.10. 21.00 Uhr).
Die fünf Spielfilme - beginnend mit "Herr der Fliegen" von 1963 (So 21.10. 20.15 Uhr) - und vor allem die zahlreichen Dokumentationen der faszinierenden Themenwoche "Das Böse" haben es in sich. Viele Schicksale gehen unter die Haut. Für "das Böse" gibt es zahlreiche und sehr unterschiedliche Definitionen, so die Erkenntnis zum Schluss. Deutlich wird, dass das Böse auch viel mit menschlicher Freiheit zu tun hat. Schließlich standen schon Adam und Eva im Paradies vor der Wahl.
Von Heide-Marie Göbbel