Evangelische Kirche sucht Lösungen für Pastorenmangel
Der evangelischen Kirche in Norddeutschland droht ein Pastorenmangel. Durch Pensionierungen werde die Nordkirche in den Jahren 2020 bis 2030 rund 600 der heute noch 1.700 Pastoren verlieren, wie der Präses der Landessynode, Andreas Tietze, am Montag in Hamburg bekanntgab. Das ist mehr als ein Drittel. "Wir haben wie alle gesellschaftlichen Gruppen das Problem, dass die Babyboomer in die Rente gehen", sagte Tietze und sprach von einem "Tsunami". Die Kirche werde davon "maximal betroffen" sein. Man wolle daher frühzeitig planen.
Lösungsansätze sollen auf der bevorstehenden Landessynode der Nordkirche gefunden werden, die von Donnerstag bis Samstag im Ostseebad Travemünde tagt. Unter dem Motto "Perspektive 2030" solle ein Konzept entwickelt werden, das "ausgeprägte weiße Flächen" in der Nordkirche nach dem Personalrückgang verhindere, sagte der Hamburger Propst Karl-Hinrich Melzer, der auch Mitglied der Kirchenleitung ist. Es brauche einen Regelungsmechanismus, der für eine ausgewogene Verteilung des Pfarrpersonals sorge.
Auch andere Berufsgruppen betroffen
Der Leiter des Dezernats Dienst der Pastoren im Landeskirchenamt der Nordkirche, Oberkirchenrat Ulrich Tetzlaff, erklärte, man stehe wie an einer Kliffkante: "Da kann man machen, was man will, da wird ein Abbruch kommen." Man habe die Personalsituation lange prognostiziert und besprochen, nun rücke sie näher. Er verwies darauf, dass neben den Pastoren auch andere Berufsgruppen betroffen seien. Die Nordkirche ist Arbeitgeberin für über 20.000 Beschäftigte in fast 1.000 Kirchengemeinden und 13 Kirchenkreisen.
Die evangelische Nordkirche umfasst die drei Sprengel Hamburg und Lübeck, Schleswig und Holstein sowie Mecklenburg und Pommern. Sie wurde 2012 durch Fusion aus den früher eigenständigen Landeskirchen Mecklenburgs, Nordelbiens und Pommerns gegründet. Mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern ist sie die fünftgrößte Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). (KNA)