Damit der Urlaub wirklich zu einer erholsamen Auszeit wird

Auf das eigene Herz achten

Veröffentlicht am 13.07.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Klostertipps

Bonn ‐ Die Urlaubszeit lässt weltweit bei Jung und Alt die Herzen höherschlagen. Leider kommt es oft zum Urlaubsstress. Schwester Elisa Kreutzer kennt ein Gegenmittel.

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Da steigt die Vorfreude, mal wieder ausgiebig Zeit mit der Familie zu verbringen, Verwandte zu treffen, Abenteuer zu erleben, fremde Länder und Kulturen zu erkunden, am Strand zu liegen, Gipfel zu erstürmen oder vielleicht auch genau das Gegenteil: sich zurückzuziehen in ein einsam gelegenes Ferienhäuschen, ein Kloster oder eine andere stille Oase.

Eines verbindet alle "Ferienträume": Wir wollen Zeit haben, Kraft schöpfen und Abstand zu unserem - sonst oft hektischen - Alltag gewinnen. Leider gelingt uns dabei oft genau das Gegenteil von dem, was wir uns wünschen: Anstatt erholt und relaxt aus der freien Zeit zurück zu kommen, kehrt laut aktueller Umfrage nur die Hälfte aller Urlauber entspannt und mit neuen Kräften gestärkt zurück an den Arbeitsplatz.

Kein Wunder also, dass es immer mehr Ratgeber rund um das Thema "Urlaub und Erholung" gibt. Dort werden gut gemeinte Ratschläge verbreitet, wie sich der nächste Urlaub am besten planen und gestalten lässt, wie zum Beispiel "Die Freizeit ist zum Erholen da!" oder "Persönliche Regeln gegen Urlaubsstress".

Doch, Moment mal! Urlaubsstress = Stress im Urlaub oder Urlaub mit Stress? Es kann doch eigentlich nicht sein, dass gerade die Zeit, die uns zur Erholung geschenkt ist, uns zunehmend stresst und unter Druck setzt. Ja, wenn wir ehrlich sind, dann wollen wir nicht nur Zeit haben, sondern im Urlaub auch eine besondere Zeit verbringen: Die Ferien müssen toll werden, wir wollen etwas erleben, um am Ende neue Erfahrungen gemacht zu haben oder im Freundes- und Bekanntenkreis etwas zu erzählen zu haben. Schließlich kommt uns die Frage "Und, was haben Sie im Urlaub gemacht?" bekannt vor. Und wer möchte darauf nicht von einem schönen oder besonderen Erlebnis berichten können?

„Achte auf dein Herz, denn es ist die Quelle deines Lebens.“

—  Zitat: Spr 4,23

Hierfür hat bereits der heilige Bernhard von Clairvaux einen wichtigen Tipp: "Viel vernünftiger ist es, dich ab und an von dem zurückzuziehen, womit du dich beschäftigst, als dass es dich zieht und Stück für Stück zu einem Punkt führt, an dem du nicht ankommen willst. Du fragst, wo dieser Punkt ist? Dort, wo das Herz verhärtet", riet der Ordensmann (1090 -1153).

Stressfaktoren außen vor lassen

Wie wäre es also, sich im kommenden Urlaub von all den "Urlaubsstressfaktoren" einmal unabhängig zu machen? Ist es möglich, aus sämtlichen "Das sollte ich noch erlebt haben"-Trends und dem Erlebnisdruck, den die kostbaren Urlaubstage auch mit sich bringen, auszusteigen? Wie wäre es, stattdessen etwas gegen die eigene Herzverhärtung zu tun und in der Ferienzeit bewusst dem alten biblischen Rat zu folgen "Achte auf dein Herz, denn es ist die Quelle deines Lebens" (Spr 4,23)?

Das menschliche Herz wird an vielen Stellen in der Bibel erwähnt. Wenn die Bibel vom Herzen spricht, dann ist es der Ort, aus dem wichtige Gefühle und Einstellungen kommen. So könnte man auch sagen, dass das Herz das Leben und die Qualität des Lebens bestimmt. "Um gut durch die Kurven des Lebens zu kommen, braucht es nicht nur ein gut funktionierendes Gaspedal, sondern auch sicher funktionierende Bremsen", hat der französische Buchautor David Servan-Schreiber einmal bemerkt.

Hinweis

Die Autorin gehört der Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Reute an. Die Gemeinschaft betreut das "Auszeithaus" mit Angeboten für Menschen, die sich nach einer Atempause vom Alltag sehnen. Weitere Infos unter www.kloster-reute.de.

Mit Blick auf die Ferienzeit könnte dies bedeuten, im Urlaub nicht einfach so weiter zu machen, wie während der Schulzeit oder im Berufsalltag; nicht auch noch mit Vollgas durch die Ferientage zu 'fahren' oder unter Druck setzen zu lassen, was alles erlebt sein sollte. Im Gegenteil, es hieße: Ich lasse mir Zeit, nehme mir bewusst Zeit für mich, Zeit, auf mein Inneres - meine echten Herzenswünsche - zu hören. Wo, wie und mit wem ich das tue, ist dabei unwichtig. Mein Herz wird mir, wenn ich hinhöre, den Impuls geben, was jetzt zu tun oder zu lassen ist. Es wird mir raten, was mir gut tut und meiner persönlichen Erholung dient.

"Ich habe im Urlaub auf mein Herz gehört"

Dann braucht es das Lesen eines neuen Urlaubs- oder Freizeitratgebers gar nicht und auch nicht das Befolgen der aktuellen Reisetrends. Ob fern oder nah, ob allein oder in der Gegenwart lieber Menschen, im Gebet oder am Strand liegend, wichtig ist dann, was MEIN Herz mir sagt. Und auf die Frage "Was haben Sie dieses Jahr im Urlaub gemacht?" kann ich dann - egal, was ich getan oder gelassen habe - in aller Freiheit und hoffentlich gut erholt antworten: "Ich habe auf mein Herz gehört!"

Von Schwester M. Elisa Kreutzer