Lange verschollene Gebeine könnten bald gefunden werden

Ruht der heilige Edmund unter einem Tennisplatz?

Veröffentlicht am 13.03.2018 um 17:20 Uhr – Lesedauer: 
Archäologie

Bonn ‐ Dort, wo zurzeit noch Tennisbälle übers Netz fliegen, wird bald nach einem Heiligen gegraben: Die verschollenen Gebeine des Märtyrers Edmund werden unter einer Sportanlage im Osten Englands vermutet.

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In der ostenglischen Stadt Bury Saint Edmunds müssen drei Tennisplätze weichen, weil unter ihnen die Gebeine des heiligen Edmund vermutet werden. Die entsprechenden archäologischen Grabungen sind laut einem BBC-Bericht von der staatlichen Denkmalpflegebehörde "Historic England" beschlossen worden. Die Sportanlage, die in der Folge verlegt werden soll, grenzt unmittelbar an die Ruinen der Anfang des 11. Jahrhunderts gegründeten Benediktinerabtei St. Edmund. Auf deren Areal soll der heilige König Edmund (†869), genannt "der Märtyrer", seine letzte Ruhe gefunden haben.

Kürzlich ließ die anglikanische Diözese St. Edmundsbury and Ipswich verlauten, dass sich die verschollenen Gebeine vermutlich auf dem ehemaligen Friedhof der Abtei befänden, der auf dem Gebiet der heutigen Sportanlage gelegen habe. Robert Everitt aus der Stadtverwaltung von Bury Saint Edmunds nannte es eine "unfassbar wichtige historische Entdeckung", wenn der Heilige tatsächlich unterhalb der Tennisplätze gefunden würde. Wann die Grabungen beginnen sollen, wurde zunächst nicht bekannt.

An unbekannter Stelle vergraben

Edmund herrschte von 855 bis zu seinem Tod über das angelsächsische Königreich Ostanglien. Schon zu Lebzeiten wurde er wegen seines tiefen Glaubens, seiner Gerechtigkeit und Fürsorge für Bedürftige verehrt. Quellen zufolge nahmen dänische Angreifer den König im Jahr 869 gefangen und forderten, dass er seinem christlichen Glauben abschwört. Als er sich weigerte, soll er gefoltert und schließlich enthauptet worden sein. Schon bald nach seinem Tod wurde Edmund als Märtyrer verehrt und später zum englischen Nationalheiligen erklärt. Nachdem seine Gebeine 903 nach Beodricsworth – dem heute nach ihm benannten Bury Saint Edmunds – übertragen worden waren, entwickelte sich rasch eine Wallfahrt zum Grab des Königs.

Im Jahr 1020 wurde unter anderem zur Verwahrung seiner Reliquien das Benediktinerkloster erbaut. Die Abtei wurde während der Herrschaft König Heinrichs VIII. (1509-1547) aufgelöst, und die Gebeine Edmunds gingen in der Folge verloren. Laut einer Quelle von 1697 hatten die Mönche die Reliquien vor der Auflösung des Klosters in einer eisernen Truhe verstaut und sie an unbekannter Stelle auf dem Klostergelände vergraben. Bislang blieben sämtliche Versuche, die Gebeine zu finden, ergebnislos. (tmg)