Sankt Martin wird Kulturerbe des Landes NRW
Die Tradition des Sankt Martin im Land zwischen Rhein, Maas und dem Eifelvorland wird als immaterielles Kulturerbe des Landes Nordrhein-Westfalen anerkannt. Das teilten die Initiatoren des Kulturerbes Sankt Martin am Sonntagabend unter Berufung auf eine unabhängige Expertenkommission mit. Als Traditionen und Bräuche sollen demnach auch das Brieftaubenwesen, die Haubergswirtschaft im Siegerland, die Bolzplatzkultur sowie die Anlage von Flechthecken fortan zum Kulturerbe des Landes gehören. Insgesamt gab es 14 Bewerbungen.
Die Antragsteller Jeya Caniceus aus Kempen und Rene Bongartz aus Brüggen zeigten sich dankbar für die breite Unterstützung von Martinsvereinen und der nordrhein-westfälischen Landespolitik. Der Landtag in Düsseldorf hatte im Januar erstmals einer einzelnen Kulturerbebewerbung seine ausdrückliche Unterstützung zugesagt. Mit den fünf neuen Traditionen und Bräuchen umfasst das Landes-Inventar künftig zehn Einträge. Die Initiatoren zählen auch weiterhin auf die Unterstützung des NRW-Parlaments. Eine private Bewerbung sei auf Bundesebene "nicht angemessen". Daher seien ein Dachverein des Kulturerbes Sankt Martin eine Stiftung in Vorbereitung.
Die Martinsumzüge rund um den 11. November erinnern an die Legende, nach der Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Frühe Formen organisierter katholischer Martinsumzüge sind ab 1867 im Rheinland nachweisbar. In Düsseldorf wurde 1890 erstmals ein von Bürgern organisierter Martinszug mit Kindergesang und Musikkapellen abgehalten. Der Sankt Martin, der auf dem Pferd an der Spitze des Umzugs reitet, kam jedoch erst später dazu. Dass Kinder auch Laternen basteln, wird unter anderem mit dem Tagesevangelium des Martinstags begründet, in dem es heißt: "Niemand zündet ein Licht an und stellt es in ein Versteck oder unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, das Licht sehen." Hinzu kommt, dass es früher am Abend vor hohen Feiertagen eine Lichtprozession gab, wie sie heute noch in der Osternacht bekannt ist.
Der heilige Martin von Tours wurde wahrscheinlich um 316/17 in Sabaria geboren, dem im heutigen Ungarn gelegenen Szombathely (Steinamanger). Als römischer Soladt ließ sich Martin mit 18 Jahren taufen, quittierte den Militärdienst und wurde zunächst Missionar. Seit 371 war er Bischof von Tours an der Loire; er starb am 8. November 397 in seiner Diözese. Das Grab des fränkischen Nationalheiligen und Patrons der Schneider, Bettler, Geächteten und Kriegsdienstverweigerer in Tours ist eine wichtige Wallfahrtsstätte. Bistumspatron ist Sankt Martin in Mainz, Rottenburg, Szombathely und Eisenstadt. (bod/KNA)