Alexander Görlach über die Möglichkeit von diplomatischen Beziehungen

Vatikan soll chinesisches Regime nicht approbieren

Veröffentlicht am 25.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Alexander Görlach über die Möglichkeit von diplomatischen Beziehungen

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Der Heilige Stuhl und die Volksrepublik China stünden kurz davor, ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen, heißt es bereits seit Monaten. Das kommunistische Land hatte die Beziehungen mit dem Vatikanstaat unter Mao Zedong abgebrochen. Seiner atheistischen Führung ist Religion, nach wie vor, ein Dorn im Auge. Deshalb fragen sich viele Beobachter, was sich der Heilige Stuhl von der Wiederaufnahme des Kontakts verspricht.

Für Euphorische mag es danach klingen, als ob ein solcher Schritt der Verbreitung der christlichen Botschaft dienen werde. Das Gegenteil mag wahr sein: Mit der nochmaligen Verschärfung des ohne hin schon strikten Religionsgesetzes wird das für die kleine katholische Herde, rund 13 Millionen Menschen im Land, noch einmal schwieriger. Der Vatikan wird vielleicht nur deshalb auf das Ansinnen der Volksrepublik eingehen, um das Leben dieser Menschen zu schützen.

China macht, leider, keine Anstalten, sich in Sachen Religionsfreiheit oder Anerkennung ethnischer Minderheiten, an Vorbildern wie Singapur zu orientieren. Dieses Land ist zwar auch keine Demokratie, es gewährt aber Religionsfreiheit, die oft identisch ist mit der Anerkennung der ethnischen Minderheit, der die Gläubigen angehören, von denen Menschen in der Volksrepublik nur träumen können. Im heutigen China hingegen ist es nicht nur verboten, die Bibel online zu bestellen. Auch die muslimische Minderheit im Nordwesten und die Menschen in Tibet sehen sich verheerenden Verfolgungen ausgesetzt: Heiligtümer stehen plötzlich in Brand, die Bewegungsfreiheit wird eingeschränkt, mit Gewalt muss jederzeit gerechnet werden.

So sehr man sich im Westen wünscht, dass China zu den zivilisierten Nationen des 21. Jahrhunderts aufschließt, so weit ist es im Moment, leider, leider noch davon entfernt. Wer Leadership im 21. Jahrhundert einnehmen will - und Präsident Xi hat ja im vergangenen Oktober beim großen Parteitag eingeräumt, dass das sein Ziel für China ist - der muss die Vielfalt, die sich ihm auf dem Globus darbietet, annehmen und fördern, nicht verfolgen und zerstören. Der Heilige Stuhl muss nun darauf achten, den Schutz seiner Herde nicht wie eine Approbation eines Regimes aussehen zu lassen, dass die Menschenrechte verachtet. 

Von Alexander Görlach

Der Autor

Alexander Görlach ist ein F.D. Roosevelt Foundation In Defense of Democracy Affiliate Professor am College der Harvard Universität. Der promovierte Linguist und Theologe ist zudem Senior Fellow am Carnegie Council for Ethics in International Affairs.

Hinweis

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