Reaktionen auf Handreichung der deutschen Bischöfe

Weiter Klärungsbedarf im Kommunionstreit

Veröffentlicht am 27.06.2018 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Weiter Klärungsbedarf im Kommunionstreit
Bild: © KNA
Ökumene

Bonn ‐ Heute ist die vieldiskutierte Handreichung der Bischöfe über den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner veröffentlicht worden. Nun gibt es erste Reaktionen und Kommentare - auch von den Bischöfen selbst.

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Mehrere Bischöfe haben die Veröffentlichung einer Handreichung der deutschen katholischen Bischöfe zum Kommunionempfang kommentiert. Nach den Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke will das Papier klarmachen, "dass wir als Bischöfe uns jetzt nicht zanken und streiten". Vielmehr gehe es allen darum, die Ökumene weiter voranzubringen und Sorge für gemischtkonfessionelle Paare zu tragen, sagte Hanke der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Man wolle gemeinsam um einen Weg ringen, "auf dem wir sicherlich nicht alle im Gleichklang sind".

Hanke und Voderholzer sehen Vatikan am Zug

Weiter gebe es das Ziel, dass im Vatikan das Einheitssekretariat, die Glaubenskongregation und der Rat zur Auslegung der Gesetzestexte "einen Weg schaffen wollen, der dann auch weltkirchlich Bestand hat", sagte Hanke, der sich als einer von sieben Bischöfen per Brief in der Frage des Kommunionempfangs nach Rom gewandt hatte. Er verwies zudem darauf, dass schon jetzt der einzelne Ortsbischof die Möglichkeit habe, die bestehenden Regelungen in dieser Frage "zu applizieren".

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Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht weiter theologischen Klärungsbedarf. Als Mitglied der Glaubenskongregation im Vatikan wolle er das Gremium um eine "vertiefte Untersuchung" bitten, kündigte Voderholzer gegenüber der der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" an. Insbesondere  solle die Kongregation nun theologisch näher untersuchen, was unter einer "gravierenden Notlage" zu verstehen sei, in der das Kirchenrecht in Einzelfällen auch Nichtkatholiken den Empfang der Kommunion gestattet. Eine "große Unsicherheit" bestehe auch in der Frage, welche Elemente alle zum katholischen Glauben der Eucharistie gehören.

Der Ständige Rat der Bischofskonferenz, dem auch Voderholzer angehört, habe sich bei seiner jüngsten Sitzung zu Wochenbeginn in Berlin "um größtmögliche Einigkeit bemüht" und nach mehrstündiger kontroverser Debatte einstimmig die kurze Erklärung verabschiedet, so der Bischof.

Die Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen hätten "gezeigt, dass es für die Einheit der Kirche und das kollegiale Miteinander auch der Bischöfe gut ist, wenn Minderheiten respektiert, Zuständigkeiten gewahrt und Dienstwege eingehalten werden". Für den weiteren Fortgang der ökumenischen Bemühungen empfahl der Regensburger Bischof, sich "von der Fixierung auf die Eucharistiegemeinschaft als 'Schritt zur Einheit'" zu lösen.

Freiburger Erzbischof dankbar über Veröffentlichung

Dankbar ist der Freiburger Erzbischof Stephan Burger über die Veröffentlichung. Sie bennene das grundlegende pastorale Anliegen, ohne dabei die kirchenrechtliche und dogmatische Komponente außer acht zu lassen, so der Freiburger Erzbischof. "Denn es geht uns um die ganz konkrete Hilfe im Einzelfall, also um Seelsorge im eigentlichen Sinn und damit gerade nicht um einen Sonderweg innerhalb der Weltkirche".

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, sagte, er sei "erleichtert", das die Handreichung nun vorliege. Auf diesem Wege verwirklichten die Bischöfe die von Papst Franziskus gewünschte Geschlossenheit der Kirche. Er wünsche sich, "dass möglichst viele Bischöfe die Pastoral in ihren Diözesen danach ausrichten", so Sternberg.

Kommunionstreit: Bischöfe veröffentlichen Handreichung

Überraschende Wendung in der Debatte um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner: Die Handreichung der deutschen Bischöfe ist nun doch veröffentlicht worden. Sie soll als Orientierungshilfe für die einzelnen Bischöfe dienen.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüßte die Veröffentlichung der Handreichung. "Man ist geneigt, von einem kleinen Schritt in der Ökumene, aber einem großen Schritt für die katholische Kirche zu sprechen", heißt es in der in Hannover veröffentlichten Erklärung. Mit der Übertragung der Verantwortung auf den Ortsbischof habe die Bischofskonferenz "einen Weg gefunden, wie sie die faktisch weithin etablierte Realität an der Basis aus dem Licht der Unrechtmäßigkeit holen kann".

Katholiken dürfen nicht am evangelischen Abendmahl teilzunehmen

Zugleich sei aber noch zu beachten, dass Katholiken umgekehrt von ihrer Kirche immer noch nicht erlaubt werde, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen. Hier sei noch ein langer Weg zu erwarten.

Voderholzer war mit anderen Bischöfen bei einer Abstimmung über eine geplante Handreichung der Bischofskonferenz zum Kommunionempfang evangelischer Partner in gemischtkonfessionellen Ehen unterlegen. Daraufhin hatten sich der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, der Passauer Bischof Stefan Oster und der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa zusammen mit ihren Kollegen aus Eichstätt und Regensburg an mehrere Dienststellen in Rom gewandt. (gho/KNA)

27.06.2017, 15.30 Uhr: ergänzt um Statement des ZdK

27.06.2017, 15.45 Uhr: ergänzt um Statement des Freiburger Erzbischofs Burger