Im dritten Anlauf: Naumburger Dom wird Weltkulturerbe
Seit Jahren will Naumburg den Titel. Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt. Der gotische Dom St. Peter und St. Paul ist am Sonntag in Manama, der Hauptstadt von Bahrain, von der Weltkulturorganisation Unesco nach langer Debatte in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden. Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, erklärte, die Einschreibung in die Welterbeliste unterstreiche, "dass der Naumburger Dom ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft ist".
Noch 2015 und 2017 hatte der Internationale Rat für Denkmalschutz (Icomos) mit unverblümter Klarheit den Welterbe-Antrag aus Sachsen-Anhalt abgelehnt. Er umfasste dabei nicht nur den Dom, sondern auch die hochmittelalterliche Kulturlandschaft an Saale und Unstrut. Das zuständige Unesco-Komittee sah das genau so. Die Begründung: Die weltweite Bedeutung der hochmittelalterlichen Kulturlandschaft sei nicht ausreichend belegt worden; die Region stelle keinen "einmaligen universellen Wert" dar.
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Das Naumburger Welterbe-Vorbereitungskomitee ließ sich nicht entmutigen, gelobte Besserung und formulierte den Antrag zweimal neu. Diesmal stand allein der Naumburger Dom im Mittelpunkt, sein Westchor mit den weltberühmten zwölf Stifterfiguren und die Beziehungen des Bauwerks zu seinem Umfeld. Dazu gehören etwa die Weinberge, die nachweislich aus der Zeit des Hochmittelalters stammen.
Man habe versucht, den Änderungsvorschlägen der Welterbeexperten genau zu entsprechen, betont der Direktor und Stiftskustos der Vereinigten Domstifter, Holger Kunde. Für das Unesco-Komitee reichte das aus: Künftig gehört die Kathedrale zu den 44 deutschen Welterbestätten und gesellt sich damit zu den Domen von Aachen, Köln, Speyer und Hildesheim sowie weiteren Kirchen.
Mit dem Kreuzgang, dem Domgarten und den umliegenden Kuriengebäuden bildet der heute evangelische Dom eines der herausragenden Architekturensembles in Mitteldeutschland und ist der Besuchermagnet an der "Straße der Romanik". Die ehemalige Kathedrale des untergegangenen Bistums Naumburg stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
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Der kunsthistorische Rang des Doms scheint außer Frage. So gelten die berühmten lebensgroßen Stifterfiguren des Naumburger Meisters als revolutionärer Ausdruck einer um diese Zeit herum neu entdeckten Individualität. Die Figuren weinen, lächeln, schauen betrübt, zornig, stolz, amüsiert. Kaum würde es den Betrachter wundern, wenn sie ihm plötzlich zuzwinkerten, so lebensecht wirken die steinernen Zeitzeugen.
Die Darstellung der Markgräfin Uta zieht die meisten der jährlich 150.000 Besucher des Domes immer wieder in ihren Bann. Ihre Gestalt und charakteristischen Gesichtszüge haben für Generationen das Bild der mittelalterlichen adeligen Frau schlechthin geprägt.
Einzigartig machen den als für seine Zeit idealtypisch geltenden Dom auch die beiden aus dem 13. Jahrhundert erhaltenen Lettner-Anlagen, die als bedeutende Beispiele der deutschen Frühgotik gelten. Derzeit werden zudem alle elf Fenster mit Glasmalereien restauriert. "Der Dom ist damit ein herausgehobenes Beispiel für die Erlebbarkeit der Liturgie des hohen Mittelalters", sagt Kunde.