Monatelange Diskussion über nichtkatholische Ehepartner

Algermissen: Rom hat Mitschuld an Kommunionstreit

Veröffentlicht am 23.07.2018 um 15:45 Uhr – Lesedauer: 
Ökumene

Würzburg ‐ Über Monate haben die deutschen Bischöfe wegen des Kommunionempfangs für evangelische Ehepartner gestritten. Jetzt sagt Fuldas emeritierter Bischof: Daran ist der Vatikan nicht ganz unschuldig.

  • Teilen:

Der emeritierte Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen hat dem Vatikan eine Mitverantwortung für den Kommunionstreit unter den deutschen Bischöfen gegeben. Diese hätten sich seit 1999 mit dem Thema beschäftigt, sagte Algermissen in einem am Montag veröffentlichten Interview mit "die-tagespost.de". Damals sei den Bischöfen gesagt worden, in Rom sei ein Papier in Arbeit, "das deutlicher die schwerwiegende Notlage beschreibt", in der nach geltendem Kirchenrecht auch ein nichtkatholischer Christ die Kommunion empfangen kann. Doch die versprochene Erklärung sei trotz mehrfachen Nachhakens nie gekommen.

Im Rahmen des 500-jährigen Gedenkens an die Reformation hätten sich 2017 "die Dinge beschleunigt", rekapitulierte Algermissen, der seit einem Monat aus Altersgründen nicht mehr Bischof von Fulda ist. "Wir hätten noch mehr Zeit gebraucht - nicht nur ein Jahr - um das kräftig zu diskutieren." Bei der Frühjahrsvollversammlung 2018 in Ingolstadt, so seine Einschätzung, seien die Bischöfe "noch gar nicht weit genug" gewesen.

Im Anschluss an die dort erfolgte Abstimmung über eine Handreichung sei "ein heftiger Disput der Bischofskonferenz in der Öffentlichkeit gelandet", so Algermissen. Dies sei "das eigentliche Problem". Die "Zerstrittenheit" sei selbst bei "der entscheidenden Frage des Verbleibs in der Schwangerschaftskonfliktberatung nicht so wie diesmal" gewesen. "Wir dürfen die Frage der Zulassung von Nicht-Katholischen zur heiligen Eucharistie nicht als ein Vehikel nehmen, um die Einheit herzustellen", erklärte der emeritierte Bischof. "Meine Angst ist, dass wir, wenn wir die Tür einen Spalt weit öffnen, nicht mehr schließen können."

"Ohne Kirche gibt es keine Eucharistie"

Bereits am Freitag hatte Algermissen betont, wie zentral die Eucharistiefeier dür das Glaubensleben von Katholiken ist. Die Teilnahme an der Kommunion sei "das Kostbarste, was wir im Glauben zu feiern haben, was nie zur Disposition gestellt werden darf, was auch im ökumenischen Dialog nicht verhandelbar ist", sagte er in einem Grußwort zum Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken. Algermissen fügte hinzu: "Ohne Eucharistie gibt es keine Kirche. Ohne Kirche gibt es keine Eucharistie."

Die Vollversammlung der Bischofskonferenz hatte im Februar in Ingolstadt mit Drei-Viertel-Mehrheit eine Handreichung über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner beschlossen. Die sieben Bischöfe, darunter der Kölner Kardinal Woelki, wandten sich daraufhin in einem Brief an den Vatikan und baten um Klärung der Frage, ob eine solche Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Nach Gesprächen Anfang Mai in Rom verwies der Vatikan den Konflikt zunächst an die Bischofskonferenz zurück. Anfang Juni wurde dann ein Brief der Glaubenskongregation bekannt, in dem es heißt, der Papst sei zu dem Schluss gekommen, "dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist". Schließlich wurde die Handreichung Ende Juni als "Orientierungshilfe" veröffentlicht. (bod/KNA)