Münsters Bischof will weniger Macht und Einfluss für Kleriker

Wegen Missbrauch: Genn fordert Ende von Klerikalismus

Veröffentlicht am 05.09.2018 um 10:30 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Münster

Münster ‐ Münsters Bischof Felix Genn findet deutliche Worte: Papst Franziskus habe mit seinen Aussagen über den Zusammenhang von Missbrauch und Klerikalismus recht. Deshalb müsse man sich davon verabschieden.

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Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat ein Ende des Klerikalismus gefordert. "Papst Franziskus hat zu Recht beklagt, dass sexueller Missbrauch in der Kirche durch die Haltung des Klerikalismus begünstigt und gedeckt wird", sagte Genn am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Münster. In der Konsequenz müsse das heißen, dass die Kirche sich von einem solchen Klerikalismus verabschiede. Dies werde dazu führen, dass Priester und Bischöfe "an vielen Stellen Macht und Einfluss abgeben" und ein neues Verhältnis von Laien und Priestern, Haupt- und Ehrenamtlichen, Männern und Frauen in der Kirche entstehen müsse.

Das Pressegespräch hatte eigentlich die Markenentwicklung im Bistum Münster zum Thema, Genn betonte jedoch die Notwendigkeit seiner Bemerkungen "angesichts der beschämenden Wirklichkeit" des sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute, mit der die Kirche derzeit konfrontiert sei. "Es gibt kein Verhalten, durch das Vertrauen schändlicher zerstört wird als durch sexuellen Missbrauch und dadurch, dass dieses widerwärtige Verbrechen auch von kirchlichen Verantwortlichen zu leicht übergangen und auch vertuscht wurde und wird", sagte Genn.

"Gut und wichtig" sei es, sich bei den Opfern zu entschuldigen und "die Verbrecher" zur Rechenschaft zu ziehen. Eine Haltung der Nulltoleranz gegenüber sexuellem Missbrauch sei nicht nur zu formulieren, sondern auch umzusetzen. Dabei leiste die Kirche bereits "so intensiv wie keine andere Institution in Deutschland" Präventionsarbeit, lobte Genn und betonte unter anderem, dass das Thema "Sexualität" in der Priesterausbildung heute eine wesentlich größere Rolle als früher spiele. "Wir dürfen aber dabei nicht stehen bleiben." Was ganz konkret geschehen werde, könne er heute nicht sagen, so der Bischof. "Ich bin aber davon überzeugt: Wir brauchen Veränderungen." (tmg)