Standpunkt

Bayernwahl: Hört auf die Kirchen

Veröffentlicht am 20.09.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Zur Landtagswahl in Bayern ist der Wahl-O-Mat online gegangen. Können und sollen Kirchenvertreter und Ordensleute ihre Meinungen zu den Parteien kundtun? Pia Dyckmans meint: selbstverständlich!

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Diese Woche lag in meinem Briefkasten die Wahlbenachrichtigung. Mitte Oktober wählt Bayern seinen Landtag und wie so viele Bayern stehe ich vor der Frage: was kann ich und was will ich wählen? Passenderweise ist der Wahl-O-Mat für die bayerische Wahl online gegangen und kann ein wenig Abhilfe schaffen. Doch wer kann noch Abhilfe schaffen? Darf sich Kirche, dürfen sich Orden einmischen und klare Kante zeigen?

Die Antwort kann nur sein: selbstverständlich! Denn unsere Grundlage, die Bibel, hat ganz klar eine politische Dimension. Schon im Schöpfungsbericht ist diese Dimension zu Grunde gelegt, wenn dort steht: "Bevölkert die Erde, unterwerft sie euch." (Gen 1,28) Damit ist nicht Ausbeutung, sondern Verantwortung und Fürsorge für die Schöpfung gemeint. Somit hat die Kirche geradezu den Auftrag, politisch zu sein.

Ich würde sogar soweit gehen, die Kirche mit all ihren Köpfen einen riesen Think Tank zu nennen, den es zu nutzen gilt. Manchmal tut’s weh, manchmal macht sich Kirche damit auch angreifbar. Wenn zum Beispiel ein evangelischer Landesbischof sagt, dass eine AfD-Mitgliedschaft und das Christ-Sein sich nicht per se ausschließen. Oder wenn die deutschen Bischöfe sich gegen eine zivile Ehe für alle aussprechen. Das klingt erst einmal ungemütlich. Nicht immer entspricht es unserem Zeitgeist. Das ist aber – bei aller Kontroverse – notwendig! Dies wird besonders deutlich, wenn Kirche durch ihr politisches Engagement Menschen am Rande der Gesellschaft hilft. Mit dem Kirchenasyl beispielsweise beziehen alle beteiligten Akteure Stellung gegenüber einem System, das dem christlichen Wertesystem widerspricht. Das Ringen der Verantwortlichen der Kirche mit der Politik führt dazu, dass sich die Politik – im Idealfall – hin zu einer besseren verändert.

Ich denke, wir sollten darauf hören, was Kirchen zu sagen haben und damit meine ich ganz klar nicht nur die Geistlichen, sondern alle Christinnen und Christen. Vielleicht hören wir – und auch die Politiker – Argumente, die helfen, eine gute Wahl zu treffen.

Von Pia Dyckmans

Der Autor

Pia Dyckmans ist Presse- und Öffentlichkeitsreferentin der Jesuiten in Deutschland und Schweden.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.