Frau steht künftig an Spitze der norddeutschen Protestanten
Deutschlands jüngste evangelische Landeskirche wird künftig von einer Frau geführt: Kristina Kühnbaum-Schmidt (54), bisher Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, wird neue Landesbischöfin der Nordkirche. Die Landessynode der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland wählte sie am Donnerstagabend im Lübecker Dom mit 90 von 150 abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang. Ihr Gegenkandidat, der Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer, erhielt 56 Stimmen.
Kühnbaum-Schmidt ist Nachfolgerin von Gerhard Ulrich (67), der im kommenden März aus Altersgründen in den Ruhestand tritt. Ihre Amtszeit beträgt zehn Jahre, eine Wiederwahl ist zulässig.
Eine "lutherische Kirche mit modernem Twist"
Vor den Synodalen hatte Kühnbaum-Schmidt erklärt, die Nordkirche sei für sie "eine Kirche, die um ihre Ankerplätze weiß und doch unterwegs ist zu neuen Ufern". Es handle sich um eine "lutherische Kirche mit modernem Twist". In Mitteldeutschland habe sie die Repräsentation von Kirche in einer Öffentlichkeit gelernt, in der sich die Menschen mehrheitlich als nicht-konfessionell verstehen. Dort komme es darauf an, "elementar, klar und verständlich vom christlichen Glauben zu reden", so die in Braunschweig ordinierte Theologin. Sie war seit 2013 Regionalbischöfin im mitteldeutschen Propstsprengel Meiningen-Suhl.
Ulrich gratulierte seiner Nachfolgerin. Mit ihren vielfältigen Qualifikationen, ihrer theologischen Kompetenz und ihrem Engagement für die Kirche und die Menschen sei Kühnbaum-Schmidt "hervorragend geeignet für das geistliche Leitungsamt in der Nordkirche", heißt es in einem Glückwunschschreiben Ulrichs, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Die Bischöfin habe auch in der Kirchenleitung der VELKD, der sie seit 2015 angehört, Leitungskompetenz und theologisches Profil gezeigt. Ebenso komme ihr die Erfahrung im Leitungsamt einer fusionierten Landeskirche zugute.
Gratulationen vom katholischen Erzbischof
Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße gratulierte Kühnbaum-Schmidt und zeigte sich dankbar für vielfältige Zeichen ökumenischer Verbundenheit in Norddeutschland. "Ich denke an die konfessionsverbindenden Ehen und Familien, die im Glauben leben und die Sehnsucht nach Einheit der Christen wach halten", heißt es in seinem Schreiben. "Besonders dankbar bin ich für die bischöfliche Ökumene im geistlichen Austausch, in der gegenseitigen Unterstützung und im gemeinsamen Engagement." Er freue sich darauf, diesen Weg gemeinsam weiterzugehen.
Die evangelisch-lutherische Nordkirche wurde an Pfingsten 2012 als Zusammenschluss der früheren Nordelbischen Kirche, der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche gegründet. Ihr Gebiet umfasst Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Brandenburgs. Mit gut 40.000 Quadratkilometern ist sie Deutschlands flächenmäßig zweitgrößte Landeskirche; mit zwei Millionen Mitgliedern rangiert sie bundesweit auf Rang fünf. (KNA)