Tierschutzorganisation erfindet Pilgerausweis für Vierbeiner

Jakobsweg: Border Collie Neo ist erster offizieller Hundepilger

Veröffentlicht am 01.10.2018 um 13:28 Uhr – Lesedauer: 

Santiago de Compostela ‐ Der Jakobsweg ist auf den Hund gekommen: Bisher wurden nur menschliche Pilger mit Urkunde geehrt – eine Tierschutzorganisation hat das geändert: Ab jetzt gibt es auch Hundepilgerpässe. Der erste ist schon vergeben.

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Der fünfjährige Border Collie Neo ist der erste offizielle Jakobspilgerhund. Zusammen mit seinem Frauchen Mari Carmen Astigarraga hat er einen Teil des französischen Jakobswegs absolviert und in Santiago eine Pilgerurkunde erhalten. Initiiert wurde das Projekt von der Tierschutzorganisation Apaca, die sich seit mehreren Jahren um herrenlose Hunde und Katzen kümmern, die am Jakobsweg gefunden werden.

"Tiere begleiten uns während unseres ganzen Lebens", sagte Astigarraga gegenüber Rome Reports: "Sie haben das Recht, alles gemeinsam mit uns zu tun." Auf dem Pilgerweg  habe sie oft vor Problemen gestanden: Viele Unterkünfte sind nicht darauf ausgelegt, Tiere zu beherbergen. Auch in den Kirchen auf dem Pilgerweg sind Hunde in der Regel nicht zugelassen. Dennoch schaffte es Neo, die für die Urkunde notwendigen Pilgerstempel in seinem Hundepilgerpass zu bekommen – ein Priester habe ihn sogar mit Weihwasser gesegnet.

Keine kirchliche Anerkennung

Eine offizielle kirchliche Anerkennung hat die Pilgerurkunde für Hunde allerdings nicht. Nach Informationen der spanischen Tageszeitung El Pais habe Astigarraga im Vorfeld das Pilgerbüro in Santiago angefragt, ob man dort auch tierische Pilger zertifizieren könne: "Sie haben mir gesagt, dass Hunde sich nicht aus freiem Willen zum Pilgern entscheiden." Deshalb könnte man ihnen auch keine Pilgerurkunde ausstellen.

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Nun hoffen Astigarraga und Apaca auf den Papst: In einem Brief hat Neos Frauchen Franziskus gebeten, sich für die Rechte vierbeiniger Pilger einzusetzen – ganz im Geist des Namenspatrons des Papstes, des heiligen Tierfreunds Franz von Assisi.

Harte Hundeschicksale auf dem Jakobsweg

Der Pilgerausweis hat einen ernsten Hintergrund: Den Tierschützern von Apaca geht es nicht nur darum, eine geeignete Infrastruktur für das Pilgern mit Hund aufzubauen, sondern auch um den Schutz von ausgesetzten Hunden am Jakobsweg, auf deren Schicksal sie aufmerksam machen wollen. Ein großes Problem seien Pilger, die herrenlose Hunde für eine gewisse Wegstrecke mitnehmen, sich aber nicht dauerhaft um die Tiere kümmern können. "Viele dieser Hunde landen dann bei uns mit Pfoten, die so verletzt sind, dass man sie amputieren muss", erläutert Astigarraga: "Sie sind am Verhungern, verletzt, haben Schmerzen, sind krank oder erschöpft und wir können oft nichts mehr für sie tun."

Der Hundepilgerpass ist an verschiedenen Verkaufsstellen auf dem Jakobsweg oder direkt bei Apaca erhältlich und funktioniert so wie der Ausweis für menschliche Pilger: Mit Stempeln belegen Hund und Herrchen, dass sie mindestens 100 Kilometer auf dem Jakobsweg gepilgert sind, am Sitz von Apaca in Santiago de Compostela gibt es dann die Urkunde. (fxn)

Linktipp: 1.200 Jakobspilger

Der spanische Fotograf Matt Palaxe will 1.200 Jakobsweg-Pilger fotografieren - und das über zehn Jahre hinweg. Im Interview mit katholisch.de erklärt er die Idee dahinter und zeigt ausgewählte Aufnahmen.