Standpunkt

Gesichter dieser Kirche

Veröffentlicht am 10.10.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ In diesen Tagen zeigt die Kirche oft ein hässliches Gesicht. Gut, dass es auch anders geht – das hat die große Behinderten-Wallfahrt der Malteser nach Rom gezeigt. So geht kirchliches Zeugnis, kommentiert Albrecht von Croy.

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"Der Kirche ein Gesicht geben" ist eine beliebte innerkirchliche Überschrift und Redewendung. In diesen Tagen, da das Gesicht der deutschen Kirche auch entstellt und hässlich ist, scheint es dringend geraten, von dieser Formulierung nicht weiter Gebrauch zu machen. Und doch: diese Kirche braucht Gesichter, jetzt mehr denn je, Gesichter, die abbilden, dass die "Liebestätigkeit nie überflüssig wird, (dass) es (…) nie eine Situation geben (wird), in der man der praktischen Nächstenliebe jedes einzelnen Christen nicht bedürfte" (Benedikt XVI., Enzyklika "Deus caritas est").

Ihre Arme können nicht wirklich zugreifen, zu stark zerren die Spastiken an ihr. Und doch klammern sie um den Stecken der Fahne, ihre Augen glänzen, das Gesicht entrückt vor lauter Freude. Sein Rollstuhl ist eigentlich nicht dafür gemacht, aber irgendwie bekommt er es hin: das Banner in den Petersdom zu tragen, in einer langen Reihe von anderen Behinderten und Kranken. Und als er es geschafft hat, rinnen die Tränen der Freude! Der Vater hat seine schwer behinderte Tochter im Arm, beide empfangen nacheinander die Krankensalbung im Lateran, die junge Frau leuchtet vor Bewegung, der Vater weint. Viele Helferinnen und Helfer auch. Die Polizistin, die am Tag die lange Reihe der Busse durch die Stadt eskortiert hat, tanzt am Abend ausgelassen lachend mit den Kranken und Behinderten, die Bürgermeisterin der römischen Vorstadt steht fassungslos staunend vor diesem Bild.

Gesichter der großen Behinderten-Wallfahrt der Malteser nach Rom in der vergangenen Woche. 850 Pilger hatten sich auf den Weg gemacht, im Mittelpunkt rund 200 Behinderte, von mindestens ebenso vielen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer betreut. 

Es sind Gesichter, die durch "praktische Nächstenliebe" Zeugnis ablegen von der Kraft einer Botschaft, Gesichter, die zeigen, dass "Liebestätigkeit nie überflüssig wird", es sind Gesichter dieser Kirche, die trotz allem Hoffnung machen!

Von Albrecht von Croy

Der Autor

Albrecht von Croy ist Mitherausgeber von "theo – das katholische Magazin".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.