Bevor der Hahn kräht
Da hören die drei Freunde plötzlich laute Stimmen. "Ich fliege mal rüber und höre, worüber die Männer reden", schlägt der Hahn vor. Er flattert hoch und landet auf dem Fenstersims.
Da kippt Petrus' Stuhl um
Im Raum entdeckt der Hahn einen Mann, den er gut kennt. Es ist Jesus. Der Hahn hat Jesus schon oft zugehört, wenn er den Menschen von Gott erzählte. Doch heute sieht Jesus traurig aus. Er erzählt seinen Freunden, dass er bald verhaftet und zum Tode verurteilt wird. Petrus, einer der Männer, springt so erregt auf, dass sein Stuhl umkippt. Er ruft: "Das werde ich nie zulassen!" Jesus aber schüttelt den Kopf und sagt zu Petrus: "Bevor der Hahn kräht, wirst du drei Mal behauptet haben, mich nicht zu kennen." "Nie würde ich so etwas tun!", ruft Petrus entsetzt.
Die drei Tiere folgen den Männern
Aufgeregt flattert der Hahn vom Fenstersims herunter. "Stellt euch vor!", krächzt er, "Jesus soll zum Tode verurteilt werden!" Die Maus und der Igel sind entsetzt. "Warum sollte er verurteilt werden? Er hat doch niemandem etwas getan!", stammelt die Maus. "Bestimmt hat Jesus sich geirrt", hofft der Igel. Die drei Freunde beschließen, Jesus und Petrus nicht mehr aus den Augen zu lassen. In der Nacht verlassen Jesus und seine Freunde das Haus. Sie gehen in einen Garten in der Nähe des Ölberges. Die Tiere folgen ihnen. "Nicht so schnell!", keucht der Igel. Denn seine beiden Freunde sind ihm schon weit voraus.
"Ich kenne Jesus nicht!"
Endlich erreichen die Tiere den Garten. Sie sehen Lichter. Eine Schar bewaffneter Männer mit Fackeln kommt auf den Garten zu. "Du bist verhaftet", sagen die Männer zu Jesus und nehmen ihn mit. Der Hahn, die Maus und der Igel folgen ihnen. Jesus wird in ein Haus geführt. Die drei Tiere warten im Hof. Da sehen sie Petrus. Eine junge Frau fragt ihn: "Bist du nicht der Freund des Mannes, der verhaftet worden ist?" "Nein, ich habe diesen Mann noch nie gesehen", antwortet Petrus. "Seltsam, ich dachte, ich hätte dich schon mal mit Jesus zusammen gesehen", meint ein Mann. "Glaubt mir doch, ich kenne diesen Jesus nicht!", behauptet Petrus.
"So ein Lügner!"
Da kommt ein anderer Mann. Er hat alles mit angehört. "Ich bin fast sicher, dass du ein Jünger von Jesus bist", ruft er. Da ruft Petrus wütend: "Ich weiß überhaupt nicht, von wem ihr redet. Ich habe Jesus noch nie gesehen!" Die Frau und die beiden Männer gehen weiter. Da flattert der Hahn aufgeregt mit seinen Flügeln, fliegt auf einen kleinen Hügel und beginnt laut zu krähen: "Kikeriki! So ein Lügner! Kikeriki! Ich weiß genau, dass Jesus und Petrus Freunde sind. Kikeriki! So eine Gemeinheit! Wie kann man nur seinen Freund verleugnen!"
Bestimmt hatte Petrus Angst
Die Maus und der Igel haben ihren Freund noch nie so wütend erlebt. Der Hahn schimpft laut: "Jesus hat Recht behalten. Er hat Petrus durchschaut. Nie hätte ich gedacht, dass er seinen besten Freund verleugnen würde!" Da meint der Igel: "Ja, das ist ganz schlimm. Aber bestimmt hat Petrus Angst gehabt, dass man ihn auch verhaftet." Und die kleine Maus wispert: "Vielleicht hast du Recht. Wenn Menschen Angst haben, sind sie plötzlich nicht mehr groß und stark, sondern noch kleiner als eine Maus oder ein Igel." Sie überlegt eine Weile und fragt den Hahn: "Warum hast du eigentlich drei Mal gekräht? Einmal hätte doch auch gereicht." Da antwortet der Hahn: "Ich habe drei Mal gekräht, weil Petrus seinen Freund auch drei Mal verleugnet hat."
Petrus weint bitterlich
Die drei Freunde sitzen noch eine Weile schweigend zusammen. Da sehen sie Petrus. Er weint bitterlich. "Bestimmt tut es ihm Leid", flüstert der Igel. "Ja", pflichtet ihm die Maus bei. "Und nun kann Petrus seinem Freund nicht mehr helfen." Es dauert eine Weile, bis sich der Hahn zu Wort meldet. "Ich glaube, ich habe Petrus Unrecht getan. Bestimmt hatte er große Angst. Und wer weiß, was ich tun würde, wenn der Fuchs hinter mir her wäre. Dann würde ich nur noch an meine Flucht denken und ganz schnell davon flattern." "Ja, und ich würde mich zu einer stacheligen Kugel zusammenrollen", sagt der Igel. "Und ich würde ins nächste Mausloch schlüpfen und mich verstecken", wispert die Maus.
Von Margret Nußbaum