Romero "mit Schmutz beworfen" - Erzbischof bittet um Vergebung
In einer historischen Geste hat San Salvadors Erzbischof Jose Luis Escobar Alas (59) um Vergebung für die Ablehnung seines ermordeten Vorgängers Oscar Romero (1917-1980) durch Teile des Klerus gebeten. "Ich bitte um Vergebung für jenen Teil der Kirche, der Romero schlecht behandelt und diffamiert hat, einschließlich seiner Mitbischöfe", sagte Escobar am Sonntag in San Salvador anlässlich eines Dankgottesdienstes für Romeros Heiligsprechung.
Erzbischof Escobar leitet die Kirche von San Salvador seit 2009. Sein unmittelbarer Vorgänger Fernando Saenz Lacalle (85), Mitglied des Opus Dei und von 1995 bis 2008 an der Bistumsspitze, stand der Verehrung Romeros zurückhaltend gegenüber. Auch andere ranghohe Kirchenvertreter sowie die Regierungen des Landes hatten sich von Romero ungeachtet seiner Verehrung im Volk teils von ihm distanziert. Im Vatikan war die Bewertung seines gewaltsamen Todes als Martyrium ebenfalls lange strittig
Papst: Martyrium nicht nur einmal erlitten
Papst Franziskus hatte Romero 2015 selig und vor zwei Wochen in Rom heiliggesprochen. In der Vergangenheit erklärte der Papst, Romero habe sein Martyrium nicht nur einmal erlitten. Er sei bis zu seinem Tod verfolgt worden, aber auch danach. Romero sei "diffamiert, verleumdet, mit Schmutz beworfen" worden, "sogar von manchen seiner Mitbrüder im Priester- und Bischofsamt", so der Papst 2015 vor Pilgern aus San Salvador im Vatikan.
Der frühere Erzbischof Romero war wegen seines sozialen Engagements am 24. März 1980 am Altar erschossen worden. An seinem Begräbnis nahmen etwa eine Million Menschen teil. Bis heute wurde niemand für das Verbrechen bestraft. Kurz vor der Heiligsprechung Romeros hatten hunderte Demonstranten einen Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter gefordert. In der vergangenen Woche ordnete der zuständige Richter schließlich die Festnahme eines ehemaligen Militäroffiziers an. Der 78-jährige Alvaro Rafael Saravia gilt seit Jahren als Hauptverdächtiger in dem Fall. Saravia lebt an einem unbekannten Ort in den USA und konnte bislang wegen eines bis 2017 gültigen Amnestiegesetzes nicht belangt werden. Nun sollen Polizei und Interpol nach ihm suchen. (bod/KNA)