Französische Bischöfe veröffentlichen Missbrauchsbericht
Die Französische Bischofskonferenz hat einen Bericht über gemeldete Missbrauchsfälle veröffentlicht. 211 Opfer sollen sich demnach zwischen 2017 und 2018 bei französischen Bischöfen gemeldet haben, heißt es in dem am Dienstagabend in Paris veröffentlichten Bericht. Über die Hälfte der angezeigten Fälle geschah vor dem Jahr 2000, 31 danach, wie die französische Zeitung "La Croix" am Mittwoch berichtete.
75 Fälle wurden laut dem Bericht von Bischöfen an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. 11 mutmaßliche Täter seien bereits verstorben. Gegen 10 Geistliche laufen derzeit Ermittlungsverfahren.
Gesellschaftliche Debatte ausgelöst
2016 hatten sich in Frankreich mehrere Missbrauchsopfer zu Wort gemeldet und eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst. Seitdem rief die Bischofskonferenz eine unabhängige "Kommission gegen Missbrauch" ins Leben und richtete eine Website ein, auf der Opfer und Angehörige Fälle melden und Kontakt mit den Zuständigen in ihrem Bistum aufnehmen können.
Dem am Dienstag veröffentlichten Bericht zufolge wurden zudem etwa 71 Zentren in den Diözesen geschaffen, bei denen Opfer sich melden können. Außerdem seien Priester, verantwortliche Laien in den Diözesen sowie Seminaristen geschult worden. Nach Angaben der Bischofskommission sollen seit 2016 zwischen 7.000 und 8.000 Personen eine entsprechende Ausbildung erhalten haben.
Dies sei jedoch nur ein Anfang, sagte der Vorsitzende der Kommission für den Kampf gegen Pädophilie, Luc Crepy, Bischof von Le Puy. "Es ist noch ein weiter Weg", so Crepy.
Von Samstag bis Donnerstag findet die Vollversammlung der französischen Bischofskonferenz in Lourdes statt. Dazu sind auch Missbrauchsopfer eingeladen. Die Bischöfe wollen auch darüber beraten, ob sie eine interdisziplinäre Kommission für eine umfassende Studie über Missbrauch einrichten. Ein Antrag verschiedener französischer Politiker, eine parlamentarische Untersuchung der Missbrauchsfälle in der Kirche durchzusetzen, war im Oktober gescheitert.
Bischof angeklagt
Am Dienstag begann der erste Strafprozess gegen den emeritierten Bischof von Orleans, Andre Fort (83), wegen der Nichtanzeige von mutmaßlichen Übergriffen eines ihm unterstellten Priesters. Diesem wird sexuelle Gewalt gegen Minderjährige in einem Sommerlager im Jahr 1993 vorgeworfen. Fort soll von dem Vorfall gewusst, aber keine Anzeige erstattet haben. Bereits im Juni 2017 war Anklage gegen ihn erhoben worden.
Fort war von 2002 bis 2010 Bischof von Orleans an der Loire. Gegen den beschuldigten Priester wurden 2012 Ermittlungen eingeleitet, nachdem Forts Nachfolger von einem Opfer informiert worden war und die Fälle der Justiz gemeldet hatte. Fort drohen nun bis zu drei Jahre Haft. Er war aus Gesundheitsgründen nicht zu der Verhandlung erschienen. (tmg/KNA)