Vorbild Kirche: So will der Dalai Lama seine Nachfolge regeln
Der Dalai Lama hat für die Bestimmung seines Nachfolgers ein ähnliches Verfahren wie die Papstwahl in der katholischen Kirche vorgeschlagen. Es sei denkbar, den neuen Dalai Lama "aus der Mitte der höheren Lamas oder höheren Gelehrten" zu wählen, sagte der höchste Repräsentant des tibetischen Buddhismus am Montag gegenüber der japanischen Zeitung "Mainichi Shimbun". Er bezog sich ausdrücklich auf das Konklave als "Papst-System", in dem die Kardinäle das Kirchenoberhaupt wählen. Seinen Nachfolger selbst zu ernennen sei "ebenfalls möglich", schlug der 83-Jährige vor.
Ebenso könne der nächste Dalai Lama wie bisher durch die Suche nach seiner Wiedergeburt ermittelt werden. "Wenn ich sehr alt bin, werde ich fragen, ob der Weg, den nächsten Dalai Lama zu bestimmen, beibehalten werden soll", so der Dalai Lama. Die Entscheidung, ob das Amt weiterbestehen solle, liege "beim Tibetischen Volk", fügte er hinzu.
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Nach tibetischer Tradition wird der Dalai Lama als Reinkarnation seiner Vorgänger angesehen. Der Buddhismus versteht ihn als erleuchtetes Wesen, das den Kreislauf der Wiedergeburt durchbrochen hat, aber aus Mitgefühl zu den Menschen weitere Leben freiwillig auf sich nimmt. Der derzeitige 14. Dalai Lama ist der buddhistische Mönch Tenzin Gyatso. Er wurde 1935 im Nordosten Tibets geboren und im Alter von knapp zwei Jahren von buddhistischen Mönchen anhand von Zeichen und Orakelsprüchen als Reinkarnation des Dalai Lama erkannt.
Als geistliches und weltliches Oberhaupt der Tibeter floh er während des Tibetaufstands 1959 nach Indien. Seitdem lebt er wegen der Zugehörigkeit Tibets zu China im indischen Exil. 2014 hatte der Dalai Lama angekündigt, wahrscheinlich nicht wiedergeboren zu werden. Zuvor hatte er gesagt, er werde nur außerhalb Tibets als Reinkarnation auftreten. (rom)