Trauen Sie sich!
Die "zehn guten Gründe für die Ehe" wollen einen Eindruck davon vermitteln, welche Tragweite dieser Bund fürs Leben hat. Als kurze Thesen erläutern sie das katholische Verständnis der Ehe als Sakrament. Sie wollen diejenigen neugierig machen, die so noch nie über die Ehe nachgedacht haben und diejenigen bestärken, die den Weg der Ehe schon gemeinsam gehen. Sie sind eine Einladung, sich zu trauen.
Der Flyer "Trauen Sie sich! Zehn gute Gründe für die Ehe" kann bei der Deutschen Bischofskonferenz als PDF heruntergeladen werden.
1. Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe
Der Mensch sehnt sich danach, geliebt zu werden und Liebe zu schenken. Er ist auf ein "Du" hin geschaffen. Liebe braucht keine Begründung. Sie ist mehr als knisternde Erotik oder belastende Verpflichtung. Liebe ist das umfassende und bedingungslose Ja zu einem anderen Menschen – um seiner selbst willen, ohne Hintergedanken und Vorbehalte.
2. Wahre Liebe will Dauer
Liebe erschöpft sich nicht im Zauber des Augenblicks. Sie setzt keine zeitliche Grenze und hat kein Verfallsdatum. Wer liebt, sagt: "Du kannst dich immer auf mich verlassen!" Diese Verlässlichkeit vertreibt die Angst, dem anderen nicht mehr zu genügen, nicht mehr attraktiv genug zu sein oder auf verlorenem Posten zu stehen.
3. Liebe sucht das gegenseitige Versprechen
Weil Liebe Dauer will, sucht sie das wechselseitige Versprechen. Die Liebenden möchten hören, dass ihr Ja zueinander auch morgen noch gilt – in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit – bis in den Tod. Dieses wechselseitige Versprechen gilt auf der Höhe der Ekstase, in den Niederungen des Alltags und in den Abgründen von Schmerz und Leid. Bei der Eheschließung vertrauen sich die Brautleute einander an und legen laut und deutlich vor Gott und den Menschen ein wechselseitiges, unwiderrufliches Treueversprechen ab: "Ich werde immer bei dir sein!"
4. Ehe ist ein Versprechen mit Leib und Seele
Das Eheversprechen bezieht Eros und Sexualität mit ein. Die Liebe zwischen Mann und Frau sucht das erotische Begehren genauso wie die liebevoll- fürsorgliche Zuneigung. Dieses Spannungsfeld aus Lust und Hingabe, Freundschaft und Herzensnähe eröffnet den ureigenen Raum für die Zeugung neuen Lebens.
5. Ehe braucht Schutz und verdient Anerkennung
Die Ehe gibt der Liebe der Eheleute einen intimen und schützenden Rahmen, der von der Gesellschaft, dem Staat und der Kirche zu Recht besonders geachtet wird. Von der Familie geht die Weiterentwicklung der Gesellschaft aus. Sie verdient deren Anerkennung, Förderung und besonderen Schutz.
6. Ehe ist ein Wagnis, das Mut und Engagement erfordert
Die Ehe ist ein Lebensprojekt mit Herausforderungen und Risiken. Sie braucht den vollen Einsatz. Es geht nicht um ein auf Dauer gestelltes Verliebtsein, um die ewigen "Schmetterlinge im Bauch". Die Eheleute lassen sich in jeder Lage und zu allen Zeiten immer wieder neu auf das Abenteuer ein, sich gegenseitig zu entdecken und so einander die Treue zu halten.
7. Liebe teilt sich mit
Liebe möchte sich weiterschenken. So entfaltet sich die Ehe in der Liebe zu den Kindern und den Familienangehörigen. Als Bund der Treue schenkt die Ehe Verlässlichkeit und Geborgenheit: In diesem Raum können Kinder Vertrauen in das Leben fassen und die nötigen emotionalen, geistigen und religiösen Kompetenzen für ein selbstständiges Leben erlernen. Wenn einem Ehepaar Kinder versagt bleiben, ist das ein großer Schmerz, der Einfühlsamkeit fordert.
8. Ehe ist in der katholischen Kirche ein Sakrament
In der Liebe der Eheleute ist die Liebe Gottes anwesend und erfahrbar. Sie stehen unter der Zusage Christi: "Ich gehe mit euch. Meine Liebe begleitet euch. Ihr könnt meine Liebe bezeugen und weiterschenken". Für die katholische Kirche ist die Liebe von Mann und Frau in der Ehe ein heiliges Zeichen. In ihr ist die Liebe Christi zu seiner Kirche wirksam und fordert die Treue der Menschen ein.
Das mutet etwas zu und entlastet zugleich. Ehepaare können viel für die Liebe tun. Sie können sich dafür einsetzen, dass das Feuer ihrer Liebe lebendig bleibt, aber die Eheleute müssen und können sich nicht grenzenlos glücklich machen. Sie sind und bleiben getragen von der Güte Gottes.
9. Christliche Ehe ist ein Stück gelebte Kirche
Wenn Katholiken die Ehe als Sakrament bezeichnen, bringen sie damit auch zum Ausdruck, dass die Eheleute ihre Liebe nicht nur für sich behalten. Die Liebe der Eheleute hat ihre eigene Ausstrahlung. Sie wird spürbar in der gemeinsamen Erziehung der Kinder, in der Weitergabe des Glaubens, im Engagement in Verwandtschaft, Nachbarschaft, Gesellschaft und Kirche. So ist die christliche Ehe ein sichtbares Zeichen für die Liebe Gottes und deren wirksame Kraft: ein Stück gelebte Kirche. Darum spricht die Kirche von Ehe und Familie als von einer Kirche im Kleinen, auch von einer "Hauskirche".
10. Gott ist auch bei denen, die Fehler machen
Die Ehe ist ein Zeichen für die Treue Gottes. Aber zugleich ist und bleibt die Ehe eine irdische und menschliche Angelegenheit, und die Eheleute bleiben unvollkommen und fehlbar. Sie brauchen den Willen zur Selbstkritik, zur Umkehr und zur Vergebung. Sie müssen einander Raum geben, damit sie sich verändern und entfalten können – miteinander und nicht nebeneinander. Sonst werden sie eines Tages feststellen, dass sie sich auseinandergelebt haben.
Auf Gott können die Ehepartner in allen Höhen und Tiefen vertrauen. Er hilft zur Umkehr, zur Vergebung, zum Neuanfang. Seine Liebe bleibt – selbst dann, wenn die Partner ihr Versprechen nicht halten. Seine Liebe geht auch in ihrem Scheitern nicht verloren. Gott ist treu.