Bistum Münster: Weitere Missbrauchsopfer melden sich
Nach einem Informationsabend des Bistums Münster über die Missbrauchstaten eines früheren Kaplans melden sich weitere Opfer. Sieben Betroffene berichteten der Diözese nach der Veranstaltung in einer Kirchengemeinde in Rhede über sexuellen Missbrauch durch den Geistlichen Heinz Pottbäcker, wie Sprecher Stephan Kronenburg am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Zudem vertrauten sich nach einem Bericht des "Westfälischen Anzeiger" vier Opfer der Redaktion an. Zuvor hatte das Bistum nur von vier Betroffenen Kenntnis.
Mit dem Informationsabend Ende November ging das Bistum Münster einen neuen Weg der Aufarbeitung. Kronenburg begrüßte es, dass Opfer dadurch ermutigt worden seien, sich zu melden. Bei der Veranstaltung hatten Kirchenvertreter Fehler des früheren Bischofs Reinhard Lettmann im Umgang mit sexuellen Missbrauchstaten eingestanden. "Kinder wurden zu Opfern von Heinz Pottbäcker und hätten es nicht werden müssen", sagte der stellvertretende Generalvikar Jochen Reidegeld damals. Münsters Bischof Felix Genn bat in einer verlesenen Stellungnahme, um Vergebung für die Fehler der "kirchlichen Verantwortungsträger".
Schon vier Jahre nach der Priesterweihe hatte das Landgericht Bochum Pottbäcker 1968 wegen "Unzucht mit einem Kind" zu neun Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Trotzdem wurde er 1971 vom damaligen Generalvikar und späteren Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann nach Rhede versetzt. Weil der pädophile Geistliche sich nicht an die Auflage hielt, sich von Minderjährigen fern zu halten, wurde er in der Folge mehrfach versetzt - auch als Religionslehrer an eine Schule. Erst mit 58 Jahren wurde er 1995 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. 2007 starb der Geistliche. (bod/KNA)