Überraschung und Unverständnis

Bischof soll Affäre gehabt haben – und bekommt zweite Chance

Veröffentlicht am 12.12.2018 um 13:45 Uhr – Lesedauer: 

Bandung ‐ Aufregung im indonesischen Bistum Bandung: Bischof Hubertus Leteng hat dort eine neue Aufgabe bekommen – obwohl nach wie vor ungeklärte Vorwürfe gegen ihn im Raum stehen. Es geht um Veruntreuung und die Affäre mit einer Frau.

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Hubertus Leteng bekommt eine zweite Chance: Der Vatikan hat den ehemaligen Bischof der indonesischen Diözese Ruteng dem Bistum Bandung zugeteilt, wie das Internetportal ucanews.com (Mittwoch) berichtete. Dort soll er mit vollem Bischofsstatus, aber "ohne Bischofsstab" als Symbol für das Hirtenamt den Diözesanbischof Antonius Subianto Bunjamin unterstützen, sagte Siprianus Hormat, Generalsekretär der indonesischen Bischofskonferenz. Leteng war 2017 von seinem Amt zurückgetreten. Ihm wurden Veruntreuung von Kirchengeldern und eine Affäre mit einer Frau vorgeworfen. Antonius Subianto Bunyamin leitete im Auftrag des Vatikans die Untersuchungen.

Letengs Comeback stieß bei Vertretern der katholischen Kirche in Indonesien auf Überraschung und Unverständnis. Pater John Mansford, Missionsforscher an der "Catholic School of Philosophy" in Ledalero, kritisierte den Umgang des Vatikans mit dem Fall. Wenn die Neuzuweisung als Teil von Letengs Bemühungen zur Wiedergutmachung betrachtet werde, hätte sie erst erfolgen dürfen, nachdem er seine Fehler eingestanden hat, sagte Mansford gegenüber ucanews.com. Der Vatikan hat bislang noch keine offizielle Erklärung zur Causa Leteng abgegeben. Kirchliche Kreise berichteten, dass der Bischof aufgefordert wurde, das veruntreute Geld zurückzugeben und sich von der Frau zu trennen.

"Schlechter Präzedenzfall"

Laienvertreter aus Letengs ehemaliger Diözese, die vergangenes Jahr intensiv seinen Rücktritt forderten, halten das Vorgehen für "einen schlechten Präzedenzfall für die Kirche". Es werde dadurch suggeriert, dass "ein solcher Skandal nichts Ernstes, sondern ein geringfügiger Verstoß" sei. Die Art und Weise, wie der Fall gehandhabt werde, schwäche die Position der Kirche bei der Bekämpfung der Korruption und der Förderung von Verantwortlichkeit und Transparenz. Man hoffe, dass Leteng in Bandung "keine ähnlichen Probleme" schaffen werde.

Hubertus Leteng trat im Oktober vergangenen Jahres als Bischof von Ruteng zurück. Zuvor hatten 69 Geistliche ihre Stellen in Pfarreien und in der Bistumsleitung gekündigt. Sie reagierten damit auf Vorwürfe, Leteng habe sich heimlich 94.000 Dollar von der indonesischen Bischofskonferenz und 30.000 Dollar von der Diözese geliehen, ohne für die Verwendung des Geldes Rechenschaft abzulegen. 2016 hatten 112 der 167 Diözesanpriester einen Brief mit einer Misstrauenserklärung unterzeichnet. Sie vermuteten demnach, das Geld sei an eine Frau gegangen, mit der Leteng eine Affäre habe. Bereits 2014 behauptete ein ehemaliger Priester, er wisse über die angebliche Geliebte Bescheid. Leteng bezeichnete die Vorwürfe als "verleumderisch". (mal)