Theologinnen beten systematisch für Gleichstellung in Kirche
In der deutschsprachigen Schweiz rufen engagierte Katholikinnen zu einem Gebet für die Gleichstellung von Frauen in der Kirche auf. Unter dem Leitwort "Schritt für Schritt" wollen die Theologinnen um die Benediktiner-Priorin Irene Gassmann wöchentlich für kirchliche Reformen und die Bewältigung des Missbrauchsskandals beten. Am Donnerstagabend findet das erste Gebet im Benediktinerinnen-Kloster Fahr im Bistum Basel statt, teilte die Initiative auf ihrer Internetseite mit. Die Frauen wollen das Gebet weltweit in fünf verschiedenen Sprachen etablieren.
Das eigens für die Initiative verfasste Gebet "Schritt für Schritt" spricht Gott als "unseren Vater und unsere Mutter" an. "Frauen und Männer sind durch die eine Taufe gleich- und vollwertige Mitglieder der Kirche", heißt es im Gebet weiter. Dies möge sich "im Miteinander in allen Diensten und Ämtern" ausdrücken, hoffen die vier Initiatorinnen des Gebets. Für Gassmann sind diese Forderungen nicht revolutionär: "Das alles liegt doch in der Luft", so die Priorin. Zudem handele es sich nicht um ein "Projekt für Frauen, sondern für die Gemeinschaft der Kirche."
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Mit den "Gebeten am Donnerstag" greifen die Initiatorinnen eine Anregung des Basler Bischofs Felix Gmür auf. Bei der Vorstellung eines Buches über ein Frauen-Pilgerprojekt im Dezember forderte er, den Einsatz für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche nicht bei einmaligen Aktionen zu belassen, sondern dieses Thema kontemplativ weiterzuverfolgen. Am vergangenen Sonntag, dem Gedenktag der heiligen Scholastika, stellten die Katholikinnen das Gebet vor. Der Tag sei bewusst gewählt worden, denn die Schwester des Ordensgründers Benedikt von Nursia sei "für uns ein Vorbild dafür, ein Anliegen im Gebet mit Ausdauer zu verfolgen", so Gassmann.
Neben der Benediktinerin Gassmann zählen die Pfarrei-Seelsorgerin Dorothee Becker aus Basel, die ehemalige Prostituierten-Seelsorgerin und heutige Journalistin Anne Burgmer sowie Jeanine Kosch, Seelsorgerin an der Bahnhofkirche Zürich und Referentin bei der Schweizer Bischofskonferenz, zu den Begründerinnen der "Gebete am Donnerstag". Die Theologinnen wollen das benediktinische Netzwerk von Kloster Fahr nutzen, um die Gebete international bekannt zu machen.
Das Benediktinerinnen-Kloster Fahr wurde 1130 gegründet und gehört seitdem zum Kloster Einsiedeln. Der Abt von Einsiedeln steht auch dem Kloster Fahr vor. Damit ist es das letzte verbliebene Doppelkloster der Welt. Die Nonnen von Fahr verstehen den Doppelkonvent als "sichtbares Zeichen gelebter Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen in der Kirche von heute", wie sie auf ihrer Internetseite schreiben. (rom)