Opfer übergeben Bericht an Papst

24 polnische Bischöfe der Hilfe für Missbrauchstäter beschuldigt

Veröffentlicht am 21.02.2019 um 16:42 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Täter geschützt, Missbrauch vertuscht: Das wirft ein polnischer Opferverein 24 Bischöfen des Landes vor. Den Bericht mit den Namen der Oberhirten überreichten die Betroffenen Papst Franziskus persönlich.

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Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester in Polen werfen 24 amtierenden und ehemaligen Bischöfen des Landes Vertuschung dieser Verbrechen vor. Der Opferverein "Habt keine Angst" beschuldigte in einem am Donnerstag in Rom veröffentlichten, 27 Seiten umfassenden Bericht an Papst Franziskus unter anderen den Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz und den Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski, Täter geschützt zu haben. Den Bericht hatte der Verein am Mittwoch dem Papst persönlich am Rande der Generalaudienz übergeben.

Nycz habe 2005 als Bischof von Köslin-Kolberg (Koszalin-Kolobrzeg) einen zu einer Bewährungsstrafe verurteilten Pfarrer zur Weiterarbeit in eine andere Pfarrei versetzt. Als Warschauer Erzbischof habe er dem 2008 ebenfalls zu einer Bewährungsstrafe verurteilten Priester Piotr D. eine neue Gemeinde zugewiesen; dort habe dieser zwei Jungen sexuell missbraucht. Jedraszewski sei einer der "glühendsten Verteidiger" des früheren Posener Erzbischofs Juliusz Paetz, so der Verein. Paetz werden sexuelle Übergriffe auf Seminaristen und Priester vorgeworfen; er weist dies zurück.

Beschuldigt werden in dem Bericht auch die amtierenden Ortsbischöfe Slawoj Leszek Glodz (Danzig), Jan Tyrawa (Bromberg/Bydgoszcz), Jozef Gorzynski (Ermland), Andrzej Dziuba (Lowicz), Jacek Jezierski (Elbing/Elblag), Jan Watroba (Rzeszow) und Andrzej Czaja (Oppeln/Opole).

Bislang 85 polnische Priester verurteilt

Polnische Gerichte haben den Angaben zufolge bislang 85 Priester verurteilt. Auf einer Online-Landkarte hat der Verein 384 Missbrauchsopfer eingetragen.

Franziskus hatte dem Vereinsgründer Marek Lisinski am Mittwoch die Hand geküsst, nachdem er ihn kurz gesprochen hatte. Er war als 13-Jähriger monatelang von einem Priester missbraucht worden.

Lisinski kritisierte vor Journalisten, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, habe ihn bislang nicht angehört. Bischofskonferenz-Sprecher Pawel Rytel-Andrianik erklärte in Warschau, Gadeckis Einladung zum Gespräch mit der Stiftung "Habt keine Angst" sei weiter gültig. Die Bischofskonferenz hatte am Mittwoch eine sofortige Antwort auf den Bericht der Gruppe angekündigt, sobald man ihn erhalten und studiert habe.

Die 2013 gegründete polnische Stiftung "Habt keine Angst" ist nach dem gleichnamigen Leitspruch von Papst Johannes Paul II. nach seiner Wahl 1978 benannt. In Polen hatte im Herbst 2018 der Kinofilm "Klerus" den Druck auf die Kirche erhöht. Er prangerte den sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester an und dessen Vertuschung an. Mehr als fünf Millionen Zuschauer machten ihn zum meistgesehenen Kinofilm in Polen seit 2000. (KNA)