Mit den "Barmherzigen Brüdern" entfachte er ein neues Feuer
Es war keine leichte Zeit für eine Ordensgründung: In Aachen durften Neumitglieder in geistlichen Instituten per Gesetz keine ewige Gelübde mehr ablegen. Die Stadtverwaltung regierte in die kirchliche Caritas hinein, und ohnehin war Geld chronisch knapp. Dennoch hielt Peter Friedhofen an dem Ziel fest, das er als seine Berufung erkannt hatte: eine Ordensgemeinschaft zur Krankenpflege ins Leben zu rufen - die "Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf".
Für Friedhofen, am 25. Februar 1819 auf einem Bauernhof nahe Koblenz geboren und früh verwaist, waren es die Leidenden, in denen er Christus begegnete. Durch die Krankenpflege, so schrieb er später in den Satzungen seines Ordens, sollten die Brüder ihrem Gott und Heiland dienen. "Die ärmsten Kranken werden sie vorzugsweise lieben und pflegen, weil diese dem armen Heiland am ähnlichsten sind." Die soziale Verelendung im Zeitalter der beginnenden Industrialisierung sollte Friedhofen und seinen Gefährten reiche Gelegenheit geben, Christus auf diesem Weg zu folgen.
Dabei wies sein Werdegang zunächst in eine andere Richtung. Er absolvierte zunächst eine Lehre als Kaminfeger. Nach drei Wanderjahren ließ er sich 1842 als Meister in Vallendar nieder - und erlangte dadurch lokale Bekanntheit, dass er bei der Arbeit auf den Dächern Marienlieder sang.
Ganz in den Dienst der Notleidenden stellen
Der Tod seines Bruders und die zeitweilig übernommenen Pflichten für die verwitwete Schwägerin und deren elf Kinder bedeuteten einen Einschnitt im Leben Peter Friedhofens. In dieser Zeit reifte sein Entschluss, sich künftig ganz in den Dienst der Notleidenden zu stellen. Prägend dafür wurde auch die Begegnung mit dem Gesellenvater Adolf Kolping. Dieser ermunterte Friedhofen, eine Brüdergemeinschaft zu gründen.
Rückhalt für seine Idee fand der junge Katholik beim Trierer Bischof Wilhelm Arnoldi. Dieser begrüßte den Plan, eine Gemeinschaft von Krankenpflege-Brüdern in seiner Diözese zu begründen. Friedhofen sah die Zeit für etwas Neues gekommen. Er wollte "neues Feuer, neuen Geist und neue Triebe" in der Kirche entfachen.
Dennoch absolvierte er zunächst ein Noviziat bei den Alexianern in Aachen. Von ihnen übernahm er auch die Regel des heiligen Augustinus und die Satzungen. Arnoldi gab am 21. Juni 1850 seinen bischöflichen Segen dazu - die Bestätigung der neuen Brüdergemeinschaft.
Nach einer halbjährigen Lehrzeit - er notierte sorgsam, "wie die Betten zugerichtet sind, wie die Kranken bei Abnahme und Zunahme der Krankheit gepflegt werden, die Zeichen des Rückganges und des Todes" - wechselte Friedhofen mit seiner jetzt eigenständigen Gemeinschaft nach Weitersburg, dann nach Koblenz. 1852 folgten die feierlichen Gelübde Friedhofens, dann die Entsendung der ersten Brüder nach Trier. Bald entstanden die ersten Auslandsgründungen.
Die Gemeinschaft wuchs weiter und weiter
Doch die Arbeit zehrte an Friedhofen, den seit jungen Jahren ein Lungenleiden plagte. So verwandte der Gründer seine Kraft darauf, der Gemeinschaft ein geistliches Rüstzeug zu geben. Viel Zeit blieb ihm nicht. Am 21. Dezember 1860, erst 41 Jahre alt, erlag Friedhofen der Tuberkulose. Seine Gemeinschaft wuchs jedoch weiter: Inzwischen sind die Barmherzigen Brüder in mehreren europäischen Ländern und in Malaysia, Singapur und Brasilien aktiv. Ihren Gründer sprach Johannes Paul II. 1985 selig.
Allein in Deutschland unterhält der Orden rund 80 Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen. Das Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag seines Gründers begeht er unter dem Motto "Entschieden für Menschen". Bruder Peter Berg schreibt dazu, das von Friedhofen vorgelebte "Charisma der Zuwendung" präge auch heute noch die tägliche Arbeit.
Zugleich habe sich die Gemeinschaft immer auch Veränderungen stellen müssen. Schon Friedhofen habe politische und soziale Umbrüche erlebt, so der Generalobere der Gemeinschaft. Sich an den Ordensgründer zu erinnern, bedeute deshalb nicht "die Vergewisserung, dass alles so bleibt wie es ist". Vielmehr müsse der Krankenpflegeorden mit seinen Einrichtungen bereit sein, "umwälzende Entwicklungen mitzuerleben und mitzugestalten". Neuen Herausforderungen müsse man mit neuen Wegen begegnen.