Standpunkt

Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch

Veröffentlicht am 01.04.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Kriminelle Kardinäle, Missbrauch, Finanzen: Um den Ruf der katholischen Kirche steht es derzeit überhaupt nicht gut, kommentiert Pater Max Cappabianca. Aber er sieht in der Krise auch eine Chance – und plädiert für eine "entäußerte" Kirche.

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Derzeit steht's nicht gut um den Ruf der katholischen Kirche: Ein Skandal jagt den anderen – kriminelle Kardinäle, der Umgang mit Missbrauch, Finanzen…– vielen Katholiken fällt es immer schwerer, zu ihrer Institution zu stehen und wenden sich ab.

Ich bin davon überzeugt, dass solche Krisenmomente auch etwas Gutes haben können. Sie tragen zur Läuterung der Kirche bei! Verkrustungen und Erstarrungen werden aufgebrochen; Tabus werden infrage gestellt; Kirche kann sich auf das Wesentliche besinnen und noch viel radikaler neu gedacht werden. Und selbst wenn mancher Kirchenkritiker das Kind mit dem Bade ausschüttet: Es wird der "Sache" Jesu nicht schaden - im Gegenteil! Auch sollten wir keine Angst haben vor Verlusten: Mitgliederzahlen, institutionelle Macht und Einfluss… Es sind zwangsläufige Prozesse, und wir haben sowieso keine Wahl.

Neben der Aufdeckung all dessen, was in der Kirche derzeit nicht funktioniert, wünsche ich mir prophetische Stimmen, die sagen, wie heute der Glaube positiv gesagt und gelebt werden kann. Hier und da beginnt die Diskussion über eine erneuerte Sexualmoral, über die Frage nach der Macht in der Kirche, über eine zeitgemäße Ausgestaltung des Gemeindelebens und viele andere Fragen: Es ist die vielleicht die Stunde der Theologinnen und Theologen, die von den Bischöfen bisher eher argwöhnisch beäugt wurden, oder auch derjenigen, die einfach gute Ideen haben und Kirchesein kreativ neu denken.

Ich bin sicher, dass eine auf diese Weise geläuterte und "entäußerte" Kirche näher am Evangelium sein wird. Und die hat dann auch die Kraft, etwas Positives, Konstruktives und Visionäres zu sagen, das nicht nur für uns selber relevant ist, sondern für alle nach Sinn suchenden Menschen.

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.