Franziskaner verlassen Wallfahrtsort Neviges
Das Franziskanerkloster im nordrhein-westfälischen Neviges (Kreis Mettmann) wird aufgelöst. Das gab die Leitung der Deutschen Franziskanerprovinz am Sonntag in einer Pressemitteilung bekannt. Der Orden kündigte an, die Arbeit in Pfarrei und Wallfahrt noch bis zum 31. Dezember 2019 weiterzuführen und Neviges zum 31. Januar 2020 zu verlassen. "Wir hoffen, dass das kommende dreiviertel Jahr genügend Zeit lässt, die Zukunft von Pfarrei und Wallfahrt gut zu planen und zu sichern", hieß es in der Erklärung.
Als Gründe für das Ende des Klosters nannten die Franziskaner die sinkende Mitgliederzahl und die Überalterung ihres Ordens in Deutschland. "Die hohe Zahl älterer und alter Brüder und der in den letzten Jahren nicht nur spärliche, sondern völlig fehlende Nachwuchs zwingen uns zu drastischen Reduzierungen unserer Aufgaben und unserer noch immer 32 Standorte", so der Orden. Von den knapp 260 Brüdern in Deutschland seien nur 16 unter 50 Jahre alt, zwei Drittel seien 70 Jahre und älter. "Wir müssen gute Orte und Dienste loslassen, damit in Zukunft wesentlich weniger Brüder institutionell nicht überlastet sind und ihre Berufung leben können", hieß es.
Weitere Klosterschließungen sind bereits beschlossen
Das Franziskanerkloster in Neviges wurde 1675 von der sächsischen Provinz für die katholisch gewordene Familie von Hardenberg gegründet. Die Patres betreuen die auf eine Wunderheilung zurückgehende Marien-Wallfahrt und die Pfarrei "Maria, Königin des Friedens". In Neviges leben derzeit noch sieben Ordensleute. Die Schließung des Klosters ist nach Angaben der Franziskaner Teil umfassender Strukturveränderungen in der deutschen Ordensprovinz. Neviges werde dabei nicht der einzige Abschied bleiben. "Auch die Aufhebung der Fraternität in Köln-Vingst wurde bereits beschlossen. Weitere Schließungen stehen zeitnah an", erklärte der Orden.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki äußerte am Montag sein Bedauern über den bevorstehenden Abschied der Franziskaner aus dem katholischen Wallfahrtsort. "Die Entscheidung verdient jedoch unseren Respekt, da sie von der Ordensleitung in großer Verantwortung getroffen wurde", sagte Woelki der "Westdeutschen Zeitung". Er verstehe die Trauer und Sorgen der Nevigeser Katholiken und versichere der Gemeinde seine Wertschätzung. Woelki warb um "Verständnis, dass wir heute noch keine konkreten Informationen zu einer möglichen Nachbesetzung weitergeben können". Er versprach aber, die Gemeinde rechtzeitig mit einzubeziehen und sie "zeitnah" über Entscheidungen zu informieren. (stz)