Bischof wegen mehrfacher Vergewaltigung angeklagt
Der Bischof der indischen Diözese Jalandhar, Franco Mulakkal, ist wegen mehrfacher Vergewaltigung angeklagt worden. Wie die "New York Times" am Dienstag meldet, droht ihm im Falle eines Schuldspruches lebenslange Haft, mindestens aber zehn Jahre Gefängnis. Der Geistliche soll ab 2014 über einen Zeitraum von zwei Jahren neun Mal eine Ordensfrau im Bundesstaat Kerala vergewaltigt haben.
Hauptklägerin in dem Prozess ist eine Schwester der Missionare Jesu. Sie hatte den Bischof im Juni 2018 bei der Polizei angezeigt. Bereits im Januar 2017 hatte sie sich an Kirchenvertreter gewandt, ohne dass es konkrete Schritte gegen den Priester gegeben hätte. Vergangenen Herbst protestierten mehrere Schwestern unter dem Motto "Gerechtigkeit für Nonnen" vor dem obersten Gerichtshof Indiens. Kurz darauf wurde der Bischof kurzzeitig festgenommen und befragt; der Vatikan rief ihn auf, keine Messen mehr zu feiern. Nachdem der Bischof auf freien Fuß gesetzt worden war, empfing ihn sein Bistum mit einem "herzlichen Willkommen", wie es auf einem Banner stand.
83 Zeugen
Die Anklageschrift listet 83 Zeugen auf, darunter ein Kardinal, drei Bischöfe, elf Priester und 25 Ordensschwestern. Laut der Aktivistengruppe "Rettet unsere Schwestern" ("Save Our Sisters") wird der Gerichtsprozess "in die Annalen der Geschichte" eingehen. Es sei eine Seltenheit, "dass ein Bischof wegen Beschuldigungen einer Schwester vor Gericht muss, die ihm untergeordnet ist", heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Bischof Mulakkal hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und beteuert seine Unschuld. Er wirft der Schwester einen "Racheakt" vor, da er gegen sexuelles Fehlverhalten ihrerseits vorgegangen sei.
Mittlerweile ermittelt die indische Polizei auch gegen weitere katholische Priester wegen der Vergewaltigung von Ordensschwestern. Dazu gehören unter anderem vier Geistliche, die Nonnen während der Beichte zum Sex gezwungen haben sollen.
Nur etwa 2,3 Prozent der 1,3 Milliarden Inder sind Christen. Mehr als 70 Prozent von ihnen sind Katholiken. Kerala ist mit knapp 20 Prozent seiner rund 33 Millionen Bewohner der indische Bundesstaat mit den meisten Christen. Der Apostel Thomas soll im Jahr 52 den christlichen Glauben nach Kerala gebracht haben. (cph)