Churer Administrator: Habe eigentlich nach ein wenig Ruhe gestrebt
Die Ernennung zum Apostolischen Administrator des Bistums Chur war für Bischof Peter Bürcher nach eigenen Angaben eine "totale Überraschung". Er habe "nicht und nie damit gerechnet", zum Administrator der Schweizer Diözese bestimmt zu werden, schreibt Bürcher in einer am Montag auf der Internetseite des Bistums veröffentlichten Stellungnahme. Eigentlich, so der frühere Bischof von Reykjavik, habe er mit seinen 73 Lebensjahren "nach ein wenig Ruhe" gestrebt.
Bürcher war am Montag nach dem altersbedingten Rücktritt des bisherigen Churer Bischofs Vitus Huonder von Papst Franziskus für eine Übergangszeit als Apostolischer Administrator des Bistums eingesetzt worden. In dieser Funktion soll der gebürtige Schweizer die Diözese bis zur Ernennung eines neuen Bischofs kommissarisch leiten.
"Ich bin nun Ihr Diener. Ich will Ihnen zuhören"
Bürcher kündigt in seiner Stellungnahme an, sein Amt wie ein "Diener" ausführen zu wollen. "Ich bin nun Ihr Diener. Ich will Ihnen zuhören", so der Bischof wörtlich. Er sei sich der großen Herausforderung bewusst, die das ihm übertragene Mandat bedeute: "Nicht ohne Respekt vor der Aufgabe nehme ich den päpstlichen Willen an, im Geiste der Verfügbarkeit und des Gehorsams." Gleichzeitig empfiehlt Bürcher in seinem Schreiben den Gläubigen dringend, so oft wie möglich für einen neuen Bischof zu beten.
Wie der Bischof weiter schreibt, habe er dem Papst "alle meine Bedenken und Vorbehalte" mit Blick auf die Mission als Apostolischer Administrator im Bistum Chur darstellen dürfen. Franziskus habe ihm persönlich zugesichert, dass er das Amt "nur für ein paar Monate" ausfüllen müsse.
Vorgänger will in Haus der Piusbruderschaft ziehen
Bürcher war von 1994 bis 2007 Weihbischof im Bistum Lausanne, Genf und Fribourg. Im Oktober 2007 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. (2005-2013) zum Bischof der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Von diesem Amt trat er Anfang 2016 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Seither war er Spiritual im Kloster der Dominikanerinnen in Schwyz, hielt sich aber auch öfter im Heiligen Land auf.
Unter Bischof Huonder war das Bistum Chur in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen. Der 77-Jährige hatte mit Äußerungen zu Sexualität, Kirchenverfassung und Lebensschutz über die Schweiz hinaus immer wieder als Vertreter des konservativen Kirchenflügels fungiert. 2015 stellte der Schweizer Dachverband der Schwulen wegen angeblicher öffentlicher Aufforderung zu Gewalt gegen Homosexuelle erfolglos Strafanzeige gegen den Bischof. Nach seinem Rücktritt will sich Huonder in ein Haus der traditionalistischen Piusbruderschaft zurückziehen. (stz)