Theologe Hagencord empört über Urteil zum Kükenschreddern
Der Theologe und Zoologe Rainer Hagencord ist empört angesichts des Gerichtsurteils zum Kükenschreddern. "Das System wurde letztlich nicht infrage gestellt", sagte er am Donnerstag domradio.de. "Anstelle ethisch verantworteter Haltungsbedingungen, die den Bedürfnissen der Tiere entsprechen, wird verlangt, dass sich die Tiere bitteschön an die Haltungsbedingungen anpassen", kritisierte der Leiter des Instituts für Theologische Zoologie in Münster.
Das Bundesverwaltungsgericht hatte am Donnerstag entschieden, dass das massenhafte Töten männlicher Küken in Brutbetrieben übergangsweise erlaubt bleibt. Bis zur voraussichtlich in Kürze möglichen Geschlechtsbestimmung im Hühnerei beruhe die Fortsetzung der unter Tierschützern umstrittenen Praxis in der Legehennenzucht "noch auf einem vernünftigen Grund", so die Richter.
Bei "Bruderhahn" können Küken überleben
Wenn man das System als solches beibehalten wolle, dann sei das Urteil ein erster Schritt, sagte Hagencord. Eine Alternative ist seiner Auffassung nach die Initiative "Bruderhahn", die Betriebe stärkt, die auch männliche Küken heranwachsen lassen. Das brauche etwas länger und die Tiere hätten nicht so viel Fleisch, könnten dann aber auch zur Schlachtung genutzt werden, während die Hühner Eier produzierten.
Auch die Katholische Landvolkbewegung (KLB) bedauerte die fortbestehende Erlaubnis des Kükenschredderns. "Wir lehnen das Töten männlicher Küken aus rein ökonomischen Gründen ab", sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Bettina Locklair dem Münsteraner Internetportal "kirche-und-leben.de" am Donnerstag. Dagegen begrüßte sie, dass das Töten von Küken nur noch während einer Übergangszeit erlaubt ist. Sie hoffe, dass die Betriebe sich "durch das Urteil verpflichtet sehen, zu anderen Lösungen zu kommen", so Locklair.
In Deutschland werden laut Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums etwa 45 Millionen männliche Küken direkt nach ihrer Geburt getötet. Sie schlüpfen in Brütereien, die gezielt Legehennen gezüchtet haben. Als Hähnchen legen sie keine Eier, sind durch die Züchtung jedoch auch nicht zur Mast geeignet. Deshalb sind sie für die Betriebe unwirtschaftlich. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte das Kükentöten 2013 per Erlass stoppen wollen. Zwei Brütereien hatten dagegen geklagt. (cph/KNA)