Anselm Grün: Politikersprache verletzend und vorwurfsvoll
Die Christen müssen nach Auffassung des Benediktinerpaters und Bestsellerautors Anselm Grün der Verrohung der Umgangsformen entgegenwirken. So sprächen Politiker oft "eine kalte, eine verletzende, anklagende, vorwurfsvolle Sprache", sagte der Ordensmann am Donnerstagabend in Dresden. "Da hat die Kirche die Aufgabe, eine versöhnende, barmherzige Sprache zu sprechen, die nicht verurteilt, sondern aufrichtet und ermutigt." Der Benediktiner sprach beim jährlichen Sankt-Benno-Empfang des Bistums Dresden-Meißen.
Grün mahnte die Christen auch, auf die Fragen der Menschen zu hören. Es komme nicht nur darauf an, den christlichen Glauben in moderner Sprache zu verkünden, sondern zuerst die tatsächlichen Sehnsüchte der Menschen wahrzunehmen. So könnten die Christen auch als Minderheit in Ostdeutschland einen Beitrag zur Verwandlung der Gesellschaft leisten. Sie sollten die Sehnsucht der Menschen nach einer Liebe aufnehmen, die Menschen miteinander verbinde.
Naturschutz braucht spirituelle Grundlage
In Zeiten des Klimawandels brauche überdies der Naturschutz eine spirituelle Grundlage, betonte der Buchautor. "Wenn wir nur moralisieren und den anderen ein schlechtes Gewissen machen, werden wir nichts verwandeln. Aber wenn wir in der Natur Gottes Schönheit erkennen, werden wir schonend mit der Natur umgehen."
Grün empfahl, auch von der Auferstehung der Toten zu sprechen. Dies sei keine Flucht ins Jenseits, sondern verwandele menschliches Leben in der Gegenwart. Die Christen seien kein Auslaufmodell in einer säkularen Welt, sondern könnten die Gesellschaft wie Sauerteig durchdringen, damit das Leben wieder lebenswert für die Menschen werde.
Nach seinem Studium der Philosophie, Theologie und Betriebswirtschaft war Anselm Grün von 1977 bis 2013 Cellerar, also wirtschaftlicher Leiter, der Abtei Münsterschwarzach. Nach mehr als 35 Jahren übergab er die Geschäfte dann an Pater Christoph Gerhard. (cph/KNA)