Bischof Hanke: Ein Steuermann in aufgewühlter See
Franz Maria Hanke war in seinem Leben nicht nur einmal spät dran: Nach dem Theologiestudium wurde der Mittelfranke erst mal Religionslehrer. Dann trat er bei den Benediktinern in Plankstetten ein und nahm den Vornamen Gregor an, bei der Priesterweihe war er schon 29. Für seine 2004 vollendete Doktorarbeit ließ er sich zwölf Jahre Zeit. Und auch bei der Neuorganisation der Vermögensverwaltung im Bistum Eichstätt hätte er, wie er selber einräumt, früher durchgreifen müssen. Für manche kam es zu spät, weshalb sie bis heute seinen Rücktritt fordern.
Wenn Hanke am Dienstag seinen 65. Geburtstag begeht, wird es keine große Feier geben. Dies liegt aber weniger an den aktuellen Aufwallungen. Der "Mönchsbischof" ist auch privat asketisch veranlagt, ganz anders als sein barocker Vorgänger im Eichstätter Bischofshaus, Walter Mixa.
Hankes Vita besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen, mit der Bischofsweihe am 2. Dezember 2006 als Zäsur. Die machte den damals 52-Jährigen zum jüngsten Mitglied des deutschen Episkopats. Dafür musste der schlanke Vollbartträger sein erstes Leben, 25 Jahre in einem beschaulichen Kloster, hinter sich lassen – auch wenn er noch oft den schlichten schwarzen Habit trägt. 13 Jahre war der Benediktiner in Plankstetten Abt. Dort forcierte er die ökologische Umstellung der Wirtschaftsbetriebe. Die Abtei wandelte sich zu einem Bio-Kloster mit bundesweiter Ausstrahlung.
Bei Horst Seehofer (CSU), damals noch Bundeslandwirtschaftsminister, wuchs die Skepsis in puncto grüner Gentechnik nicht zuletzt durch ein von Hanke initiiertes Streitgespräch mit Öko-Bauern. Dem Politiker und seiner Familie stand der Ordensmann in persönlichen Krisen diskret zur Seite.
Bischof sein: Alles andere als ein Traumjob
Für Hanke war das Bischofsamt alles andere als ein Traumjob. Schon kurz nach seiner Weihe war er zum ersten Mal als Krisenmanager gefragt. An der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) suspendierte er im Sommer 2008 den Rektor und ließ externe Prüfer die Verwaltungsakten unter die Lupe nehmen. Wie sich zeigen sollte, nicht ohne Grund. Als sich die Führungskrise an der KU auswuchs, sorgte er dafür, dass seine bayerischen Mitbrüder mit im Boot blieben und schließlich Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum zur Chefsache machte. An dieser Front ist längst Ruhe.
Böse Überraschungen erlebte Hanke indes, als er sich der bistumsinternen Vermögensverwaltung zuwandte. Die von ihm eingeschaltete Münchner Anwaltskanzlei hatte schon für Marx 2010, im Jahr des Missbrauchsskandals, Personalakten durchforstet. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft im Eichstätter Finanzskandal gegen eine Handvoll Beschuldigte. Durch dubiose Anlagegeschäfte ist dem Bistum wohl ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden. Die Ermittlungen ziehen sich hin, wann und ob es überhaupt zu einer Anklage kommt, lässt sich nicht absehen.
Zu Jahresbeginn 2018 hatte der Bischof selbst den Skandal publik gemacht und zumindest eine moralische Mitverantwortung übernommen. Anders als seine Gegner sieht er sich jedoch nicht als Teil des Problems, sondern der Lösung. Rückendeckung erhält er nicht nur von seinen Anwälten, sondern auch aus dem Vatikan. Wobei ihm die Hängepartie bei der Staatsanwaltschaft das Leben nicht leichter macht.
Bischof mit wenig Freunden
Mehrfach ließ der Bischof durchblicken, dass er sich intern mehr Unterstützung für seinen Kurs der Aufklärung und Entflechtung von operativem Geschäft und Kontrolle gewünscht hätte. Mit der weitgehenden Entmachtung seines Domkapitels und der Besetzung zentraler Leitungsposten im Ordinariat mit Experten, die überwiegend keine Priester sind, hat er die Zahl seiner Freunde im höheren Klerus nicht gerade vermehrt.
Zwischenzeitlich kam auch einmal bei ihm der Wunsch auf, alles hinter sich zu lassen. Aber Hanke ist ein zäher Bursche. Als Kletterer ist er es außerdem gewohnt, den Blick in Abgründe auszuhalten.