Polens Bischöfe: Notfalls Abmeldung vom Sexualkundeunterricht
Polens Bischöfe raten Eltern zur Abmeldung ihrer Kinder vom Sexualkundeunterricht - wenn dessen Inhalt dem "Wertesystem widerspricht". Die Bischofskonferenz veröffentlichte am Montag eine entsprechende Erklärung des Vorsitzenden ihrer Erziehungskommission, Weihbischof Marek Mendyk. Titel des Schreibens: "Stoppt die moralische Zersetzung bei Kindern und Jugendlichen!" Mendyk wendet sich darin gegen den von etlichen Kommunen in ihren Schulen geplanten Sexualkundeunterricht und die "sogenannte Erziehung gegen Diskriminierung".
Besonders der Warschauer Bürgermeister Rafal Trzaskowski macht sich für die Belange von Schwulen und Lesben stark. Der linksliberale Politiker unterschrieb im Februar eine Charta für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen (LGBT) und fordert eine entsprechende Aufklärung von Schülern. Mendyk betont dagegen, ohne die ausdrückliche Zustimmung der Eltern könnten Schüler nicht an einem Unterricht teilnehmen, der vom staatlichen Lehrplan abweiche. Welche Inhalte die Kirche konkret ablehne, sagte er nicht.
Bischöfe halten Vorlage für schriftliche Erklärung gegenüber Schulen bereit
Die Polnische Bischofskonferenz bietet auf ihrer Internetseite die Vorlage für eine schriftliche Erklärung gegenüber Schulen an. Darin heißt es: "Ich bin nicht damit einverstanden, dass mein Kind (...) an jeglicher Unterrichtsform oder anderen Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Sexualerziehung teilnimmt, die über die Thematik des Lehrplans der Jahrgangsstufe hinausgeht."
Zudem verpflichtet die Mustererklärung die Schule, die Eltern zuvor über entsprechende Initiativen im Rahmen des Sexualkundeunterrichts zu informieren. Werde der Elternwille missachtet, werde man die zuständige staatliche Institution einschalten und versuchen, die Persönlichkeitsrechte des Kindes in einem Zivilverfahren konsequent zu verteidigen. Das neue Schuljahr beginnt in ganz Polen am 1. September.
Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, hatte sich kürzlich gegen eine Einführung der "Homo-Ehe" in Polen ausgesprochen und zugleich eine "LGBT-Ideologie" um Homo-, Bi- und Transsexuelle verurteilt. Homosexuelle Menschen seien "unsere Brüder und Schwestern", betonte Gadecki in einer von der Bischofskonferenz veröffentlichten Erklärung. Die Achtung bestimmter Menschen könne jedoch nicht "zur Akzeptanz einer Ideologie" führen, die darauf abziele, die sozialen Gewohnheiten und zwischenmenschlichen Beziehungen zu revolutionieren. Der tschechische Kardinal Dominik Duka hatte später die Äußerungen des polnischen Erzbischofs gegen Kritik verteidigt und seine Amtsbrüder in der Slowakei und in Ungarn aufgerufen, sich ebenfalls hinter Gadecki zu stellen. (tmg/KNA)